
Drei Menschen aus Sieben Linden auf dem großen Friedensmarsch nach Gaza
Hunderte von Aktivisti aus über 40 Ländern haben sich in Kairo (Ägypten), versammelt, um am Globalen Marsch nach Gaza teilzunehmen. Mit einem dreitägigen Friendensmarsch von 48 km nach Rafah an die Grenze zu Gaza ab dem 12. Juni wollen sie den Weg für humanitäre Hilfe in die belagerte Enklave wieder frei machen. Irma (80 Jahre), Jnana (48) und Carl (25) aus dem Ökodorf Sieben Linden sind drei von ihnen. Mit dem „March to Gaza“ fordern auch sie ein sofortiges Ende des Sterbens in Gaza.
Die Menschenrechte verteidigen, Völkermord anprangern
Die Lage in Gaza ist nach 18 Monaten Krieg und wochenlangen Blockaden von Hilfsgütern durch Israel katastrophal. 2 Millionen Menschen leiden unter akutem Hunger, fehlender medizinischer Versorgung, anhaltender Gewalt durch die israelischen Besatzungstruppen und einer beispiellosen Vernachlässigung durch die internationale Gemeinschaft. Der March to Gaza sagt STOPP. Die Aktivisti des „Marches to Gaza“ sind bereit, ihre Körper einzusetzen und die Rolle zu übernehmen, die unsere Regierungen vernachlässigt haben: die Menschenrechte zu verteidigen und den Völkermord anzuprangern. Jnana: „Ich will für die Waffenruhe gehen, weil die Menschenrechte natürlich auch für die Menschen in Gaza gelten müssen.“ Natürlich fordert auch Jnana als Tochter einer jüdischen Mutter die sofortige Freilassung der isralischen Geiseln.
Graswurzelbewegung aus der Zivilgesellschaft
Melanie Schweizer, eine der deutschen Organisator*innen in der Zeitung „Junge Welt“:
„Wir sind eine Graswurzelbewegung aus der Zivilgesellschaft, die sich in den zurückliegenden Wochen zusammengefunden hat und gerade sehr schnell wächst. Wir bestehen aus Einzelpersonen, nicht aus NGOs oder Organisationen. Darunter sind Ärzte, die selber in Gaza waren und auch Palästinenser aus der Diaspora. Oder Menschen wie ich, die die Blockade Gazas nicht mehr hinnehmen können.“
Aus 40 Ländern machen sich Delegationen auf den Weg für Frieden
Es sollen mittlerweile Delegationen aus 40 Ländern involviert sein und mehr als 100 Organisationen unterstützen diese Aktion. In Deutschland ist es etwa die »Jüdische Stimme für gerechten Frieden in Nahost«, der »Jüdische antifaschistische Bund«, »Palästina spricht«, »Gesundheit for Palestine«.
Die Bewegung betont den die starke Mitwirkung aus palästinensischen Reihen in dieser Kampagne. Auch beteiligt sich die arabische Welt in einem Al-Soumoud-Convoy, es sind dreihundert Fahrzeuge mit Protestierenden aus Tunis in Richtung Ägypten unterwegs.
Gewaltfreie Aktion
„March to Gaza“ positioniert sich sehr klar als friedliche Protestbewegung: „Wir werden keine Barrieren und Grenzen durchbrechen. Unser Ziel ist es, mit den ägyptischen Behörden über die Öffnung des Rafah-Terminals zu verhandeln, in Zusammenarbeit mit NGOs, Diplomaten und humanitären Organisationen.“ Jnana aus Sieben Linden formuliert es so: „Da wir für den Frieden marschieren, werden wir den Frieden verkörpern. Wir werden zu jedem Zeitpunkt deeskaliernd und friedlich agieren.“
Spenden nur an die einzelnen Aktivisti
Spenden nimmt die Bewegung nicht an, um unabhängig zu bleiben. Die einzelnen Teilnehmenden können für ihre Reisekosten, die mindestens 1000 EUR betragen könnten, in Eigeninitiative Spenden sammeln. In Sieben Linden haben wir für Carl zusammengelegt.
Bewegender Abschied im Ökodorf
Vor der Abreise der drei Teilnehmenden aus dem Ökodorf bildeten 50 Menschen in Sieben Linden einen bestärkenden Abschiedskreis. Mit Friedensliedern und guten Wünschen bekundete die Ökodorf-Gemeinschaft ihre Solidarität mit den drei Aktivisti und ihren Zielen. „Ihr habt unseren Rückenwind und könnt euch unseres Segens gewiss sein“, äußerten viele Mitbewohner*innen. Carl sagte: „Ich fühle neben der positiven Aufregung auch Angst. Es ist gut zu wissen, dass wir den Rückhalt dieser starken Gemeinschaft haben“.
Die 80jährige Irma ist ein Vorbild für viele
Irma hat in einem langen, politisch bewegten Leben schon unter anderem gegen die Startbahn West, gegen Massentierhaltung und für Agroforst demonstriert und war vor 20 Jahren auf einer Friedenspilgerschaft im Westjordanland. Durch die Reise in die Westbanks kennt sie die Verhältnisse der Unterdrückung der Palästinenser:innen sehr genau. Viele bewundern den Mut der 80jährigen. „Von Zeit zu Zeit habe ich Zweifel, ob ich die anstrengende Tour durch die Hitze schaffe. Doch dann fühle ich wieder eine große Stärke und höre den klaren Ruf, dass ich gehen muss.“ Sie startet von der Gemeinschaft Tamera (Portugal) aus zu dem Marsch, wo sie täglich in der Hitze Wanderungen als Vorbereitungstraining unternahm. Sie hoffe auf das Wunder, dass die Menschen in Gaza frei sein können, denn „solange die Menschen in Gaza nicht frei sind, ist niemand auf der ganzen Welt frei“, so Irma Fäthke. HIER ein Video mit Irma vor ihrer Abreise.
Warum fliegen umweltbewusste Menschen aus Sieben Linden nach Kairo?
Weil es um Menschenleben geht. Punkt.
Und weil wir es ökologisch sinnvoll finden: Militär ist weltweit für 5,5 % aller CO2 Emissionen verantwortlich – aktuelle kriegerische Auseinandersetzungen nicht eingerechnet – während der Anteil ziviler Luftfahrt 2 % ausmacht. Durch den Gazakrieg gelangt massenhaft CO₂ in die Atmosphäre – laut einer Schätzung des Guardian mehr als die Staaten Costa-Rica und Estland zusammen in einem Jahr emittieren. In diesen Größenordnungen sind die Flüge unserer Aktivisti das kleinere Übel.
Nebenschauplatz: Kriege sind ökologische Katastrophen
Von den 170 Quadratkilometern Bauernland in Gaza vor dem Krieg ist nun das meiste zu unfruchtbarem Land geworden. Von Bomben und Bulldozern zerpflügt setzt nun Wüstenbildung und ein dramatischer Rückgang der Tier- und Pflanzenarten ein. Boden und Wasser sind durch militärisches Material kontaminiert. Der Grundwasserspiegel sinkt im Zuge der der jahrelangen israelischen Besatzung kontinuierlich, im Krieg hat das Militär Brunnenanlagen und Wassertanks gezielt zerstört. Was bleibt, ist verbrannte Erde – wer wird für eine Regeneration der Öksysteme sorgen? Schaut mit uns genauer hin!
Simone Britsch
Hinweis: Dieser Beitrag repräsentiert nicht unbedingt die Meinung aller Bewohner:innen des Ökodorfes Sieben Lindens und des Vereins Freundeskreis Ökodorf e.V..
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Medienbericht Volksstimme: https://www.volksstimme.de/lokal/salzwedel/manner-und-frauen-aus-dem-altmarkkreis-marschieren-mit-nach-gaza-4062847
Zusammenhang Krieg und Klimakrise:
Greta Thunberg : „No climate justice on occupied land“
https://www.msn.com/de-de/nachrichten/welt/greta-thunberg-sie-bleibt-unbeirrbar/ar-AA1GdpAS