Da Sieben Linden ein Dorf ist, das (fast) komplett neu entstanden ist und auch weiterhin wächst, spielt es für uns eine besondere Rolle, dass wir ökologisch bauen. Schon die beiden historischen Kerngebäude, unsere heutigen Gemeinschaftsräumlichkeiten, sind mit natürlichen Baustoffen renoviert und erweitert. Unter tatkräftiger Mithilfe vieler freireisenden Gesell*innen und Bauhelfer*innen.
Inzwischen stehen hier 16 weitere Öko- und Niedrigenergiehäuser, davon 14 Strohballenhäuser mit den Haupt-Baustoffen Holz, Stroh, Lehm (Stand 2023). Vor allem für das Bauen mit Stroh konnten wir hier viel Pionierarbeit leisten: In Sieben Linden findet sich unseres Wissens die größte Dichte von unterschiedlichen Strohballenhäusern weltweit. Wir bieten immer wieder Seminare bei uns im Dorf zum Thema ökologisches Bauen / Bauen mit Stroh an.
Strohbau passt hervorragend zu unserem Ziel, mit allem, was wir tun, möglichst kleine und nachhaltige Kreisläufe aufzubauen. Die Strohballen kommen in der Regel von Äckern aus der unmittelbaren Umgebung. Das Holz kam bei einigen Baustellen aus dem eigenen Wald, bei anderen vom Holzhändler. Auch der Lehm kann von vor Ort kommen. Einige Häuser wurden mit lokalem Lehm erstellt, der aber deutlich arbeitsaufwändiger zu verarbeiten ist als gekaufter Lehmputz. Daher wurden die meisten Häuser mit Lehmputz aus Brandenburg verputzt.
Das strohgedämmte Gebäude spart nicht nur durch die gute Wärmeisolation im laufenden Betrieb Energie. Zu seiner Herstellung wird nur ca. die Hälfte der Primärenergie im Vergleich zum herkömmlichen Massivbau gebraucht. Ein strohgedämmtes Gebäude kann somit allein für die Erstellung des konventionellen Hauses gebaut sowie weitere 69 Jahre mit Wärme versorgt werden.
Mehrere Meilensteine der Geschichte des Strohbaus in Deutschland finden sich in Sieben Linden:
Hier stehen zehn verschiedene Häuser in Strohbauweise, die jeweils wichtige Schritte für die Entwicklung und Durchsetzung der Strohbauweise insgesamt waren.
Die „Villa Strohbunt“ wurde erbaut von 2001 – 2004. Es war das erste Gebäude, das in Deutschland eine Baugenehmigung für den Bau mit dem Baustoff Strohballen bekommen hat. Außerdem wurde dieses Haus im Rahmen eines Experimentes komplett von Hand und nur aus regionalen und recycelten Baustoffen gebaut.
Unser dreigeschossiges Strohballenhaus „Strohpolis“ war bei seiner Entstehung in 2004 das größte Strohballen(wohn)haus Europas. In Zusammenarbeit mit dem Fachverband Strohballenbau haben wir es anhand der für dieses Haus notwendigen Nachweise geschafft, für Stroh als Baustoff ein „Allgemeines bauaufsichtliches Prüfzeugnis“ zu bekommen, inzwischen gibt es eine offizielle „Strohbaurichtlinie“ und eine bauaufsichtliche Zulassung für „Baustroh“ als Baumaterial.
Das Strohballenhaus „Windrose“ war das erste vorgefertigte Strohballenhaus in Deutschland. Auch wurden hier erstmals die Strohballen aufrecht eingebracht – was zu einer Verringerung der Wanddicke bei gleicher Dämmstärke beitrug.
Viele Detailinformationen zum Strohballenbau – auch Details zu Häusern aus Sieben Linden – finden sich in der Broschüre der Fachagentur für Nachwachsende Rohstoffe von 2023.
Außenwände aus Strohballen sind zwar der bekannteste, aber bei weitem nicht der einzige Aspekt des ökologischen Bauens in Sieben Linden. Wir haben durch interne Vorgaben bewusst die überbaubare Fläche pro Person niedrig gehalten und verzichten in Sieben Linden konsequent auf unökologische Baumaterialien wie Mineralwolle, PU-Schaum, sowie PVC-haltige Bauteile. Moderne Holzheizungen, gute passive Solarnutzung, sowie die Nutzung von solarthermischen Anlagen sind selbstverständlich. Nutzung von Bauholz aus dem eigenen Wald, sowie von Recyclingmaterialien auch im Neubau gehört zu den Besonderheiten einiger unserer Bauvorhaben. Ebenfalls nutzen wir in gesamten Dorf nur Komposttoiletten.
Leben im Bauwagen
Das Wohnen im Bauwagen ist als Übergang akzeptiert. Denn auch der bestgedämmte Bauwagen kommt beim Heizenergieverbrauch nicht an unsere Strohballenhäuser heran, auch wenn unsere Bauwägen hohen ökologischen Standards genügen. In Zukunft, wenn noch mehr Häuser gebaut sind, sollen nur noch etwa 10 % der Bewohner*innen im Bauwagen leben.