Vogel-Glück im Ökodorf: über 50 Vogelarten!
Eigentlich wollte Michael Dech aus Leipzig diese Woche vor allem bei uns im Gemüseanbau mithelfen. Doch als er am ersten Morgen erwacht und die Vogelstimmen der vielen Vogelarten vernimmt, ist der Ornithologe und Naturschützer hellwach und begeistert. Zwischen den Arbeitseinsätzen im Garten durchstreift er das Ökodorf-Gelände mit offenen Augen und Ohren, Stift und Notizblock immer bereit.
Rund 50 Vogelarten findet er, die hier brüten. Hinzu kommt noch eine Reihe von Nahrung suchenden Vögeln aus dem Umland. „Besonders über die Turteltauben und den Wendehals habe ich mich gefreut, die sieht man nicht überall“, sagt Michael und strahlt. Weitere Brutvogelarten, die von Natur aus seltener sind oder bundesweit zurückgehen sind Neuntöter, Grauammer, Dorngrasmücke, Star, Feldlerche, Pirol und Rauchschwalbe. Bemerkenswert ist die große Anzahl an Mehlschwalben, die überall an den Gebäuden des Ökodorfes ihre kunstvollen Nester errichten. Den ganzen Tag über fliegen sie umher und jagen Insekten. Nicht zu verachten ist auch die hohe Zahl an Haussperlingen. Dieser Gebäudebrüter geht aufgrund von Gebäudesanierungen, Rodungen von Sträuchern und Nahrungsmangel überall zurück.
Doch was ist dieses Jahr mit dem Kuckuck los? Findet er kein Weibchen? Tagtäglich und unermüdlich ruft er seine unverwechselbare Melodie. „Ich bin froh, den Kuckuck in Sieben Linden zu hören. Denn leider geht die Population bundesweit zurück.“, so der Diplomingenieur für Naturschutz und Landschaftsplanung. Das liegt an klimatischen Veränderungen, denn als Langstrecken-Zugvogel kehrt der Kuckuck erst Mitte April aus seinem Winterquartier zurück. Weil aber typische Wirtsvögel, in deren Nester der Kuckuck seine Eier legt, wegen der nun wärmeren Frühjahre eher zu brüten beginnen, wird es für den Brutparasiten immer schwieriger, seine Kuckuckseier noch unterzubringen.
Die Artenvielfalt der Vogelwelt spricht für intakte, vielfältige Habitate und eine gesunde Insektenpopulation. In den 26 Jahren, die Sieben Linden nun besteht, ist es gelungen, die Biodiversität zu steigern. Heckenpflanzungen, Agroforst-Systeme, das Schaffen und erhalten von Feuchtbiotopen, Waldrenaturierungen und der Verzicht auf den Einsatz von Agrochemie zahlen sich aus. Darüber hinaus bieten die zahlreich angelegten Blühflächen einen Lebensraum für viele Insektenarten. Die Vögel wiederum profitieren von den Insekten und den Samen der farbenfrohen Blütenpflanzen.
Dank der abgeschiedenen Lage haben wir nachts Ruhe im Ökodorf und herrliche Natur-Konzerte – Eintritt frei:
Abendstille überall,
Nur am Bach die Nachtigall
Singt ihre Weise
Klagend und leise
Durch das Tal.
Foto: Der Wendehals – in der Natur seltener als in der Politik 😉