Flur mit großer Holztreppe und Wandgemälde im Strohtel. Das Wandgemälde ist Teil des Nachhaltigen Kunstkozepts des Gebäudes

Das nachhaltige Kunstkonzept im Strohtel

Ein Hotel aus Stroh mit nachhaltigem Kunstkpnzept. Das Strohtel gibt es nun schon seit 2021 – die erste Beherbergungsstätte in Strohballenbauweise in Deutschland. Und das gerne auch noch in schön, bitteschön!

Ein Hotel aus Stroh in einer Gemeinschaft

Ein Haus in einer Gemeinschaft für die Bewohnenden zu planen ist schon herausfordernd, aber dann auch noch ein Haus für Gäste? Trotzdem sahen wir den Bedarf und bildeten eine Gruppe aus kompetenten Menschen aus dem Dorf. Neben der Funktionalität dieses nachhaltigen Gästehauses sollte es aber auch noch ästhetisch ansprechend sein. Aber… das kostet uns ja noch mehr Energie und Zeit! Aber… stellt euch doch vor, WIE schön dieses Haus sein könnte! Und so wurde entschieden: es soll eine Kunstgruppe geben, die sich das Innendesign des Hauses überlegt und umsetzt! Erstmalig in der Sieben Linden-Hausbau-Geschichte wurde eine Designgruppe ernannt!

Ist das Kunst oder kann das weg?

Die von der Planungsgruppe ernannte „Kunstgruppe“, bestehend aus Maggie, Sophie, Nicoletta sowie Julia und Satoshi (alle aus Sieben Linden und Kunstschaffende), legte mit der Auswahl der Fliesen zu Beginn ein Farb- und Designkonzept für das gesamte Haus fest.

Die Idee der Gruppe war, ein in sich stimmiges Konzept für das ganze Haus zu entwerfen, das viel Handwerk und Wertschöpfung aus Sieben Linden innehat. Außerdem wollte diese Gruppe auf künstlerische Weise ökologische Themen vermitteln, ohne zu missionieren – vielmehr zu inspirieren.

Rundgang durchs Haus

Das Treppenhaus zu designen bot eine besondere Herausforderung aufgrund der strengen Brandschutzauflagen. Wie konnten wir Kunst installieren ohne Stolperfallen und brennbare Stoffe zu verorten? Im Rahmen mehrerer Symposien entstand dort ein sog. Skrafitto, ein Lehm-Kratzbild, auf der Lehmwand im Erdgeschoss.

Im Treppenaufgang wurde mit einer besonderen Lehmfarbe, der sog. Lehmglätte gearbeitet, die eine marmorierte Optik bietet und besondere Handwerkkunst in der Auftragung erfordert.

Das Erdgeschoss wurde künstlerisch entlang der Sieben Linden-Kernthemen designt. Die beiden rollstuhlgerechten Zimmer vermitteln das Thema „Stroh zu Gold“, was dem Märchen Rumpelstilzchen entsprang und die einzigartige Dichte an Strohballen-Lehm-Häusern in Sieben Linden zeigen soll. Die restlichen Zimmer auf selbiger Etage sollen unsere Kindervielfalt zeigen und so wurden an den Wänden Kindermünder in Typografie von hier lebenden Kindern verewigt.

Im Obergeschoss wurden sechs Zimmer von den 17 Nachhaltigkeitszielen der UN inspiriert und nachempfunden.


Die 17 Nachhaltigkeitsziele der UN

Die Kunstgruppe wollte inbesondere diese auf subtile und ästhetische und doch eindrucksvolle Art vermitteln und orientierte sich an den von der UN vorgegeben Farben und verband mehrere Ziele in einem Zimmer. Die Farben wurden eigens angerührt mit Pigmenten, um keine Giftstoffe in den Wänden zu haben.

Überdies wurde das Design von dem Straßen-Graffitt-Künstler Bansky inspiriert und so findet sich in jedem der Zimmer eine kleine Figur in Kartoffeldruck, die das Thema des Ziels darstellt.

Die Zimmer und die zugehörigen Ziele mit Nummern: https://unric.org/de/17ziele:

  • Zimmer „Blautrunk“, unser „Wasser“-Zimmer: Sauberes Wasser und Sanitäranlagen (6)
  • Zimmer „Sonnenkraft“, unser „Energie“-Zimmer: Bezahlbare und saubere Energie (7)
  • Zimmer „Blütezeit“, unser „Landwirtschafts“-Zimmer: Maßnahmen zum Klimaschutz (13), Leben auf dem Land (15)
  • Zimmer „Ozean“, unser „Meeres“-Zimmer: Leben unter Wasser (14)
  • Zimmer „Horizont“, unser „Bildungs“-Zimmer: 1, 4, 5, 8,10: Keine Armut (1) Hochwertige Bildung (4), Geschlechtergleichheit (5), menschenwürdige Arbeit und Wirschaftswachstum (8), weniger Ungleichheiten (10)
  • Zimmer „Balance“, unser „Gesundheits“-Zimmer: → Gesundheit und Wohlergehen (3)

Wertschöpfungskette im Haus

Allgemein wurde im Haus auf Wertschöpfung aus dem Dorf geachtet. Wie können wir es schaffen, möglichst viel selbst zu produzieren, zu recyclen und das auch noch in schön? Grundsätzlich möchte das Ökodorf Sieben Linden auch ein nachhaltiges Wirtschaftssystem aufbauen und das Geld im Dorf zu lassen und so lange zirkulieren zu lassen wie möglich ist eine Möglichkeit. Überdies haben wir hier sehr viele kompetente Menschen im Baubereich.

Regional ist erste Wahl

So ergab sich ganz natürlich, dass die Menschen, die das Haus gebaut haben, möglichst aus dem Dorf kamen, Lieferant*innen und Produkte aus dem Dorf oder der Region. Wenn die Lieferant*innen nicht aus der Region verfügbar waren, sind die Kooperationen mit Bio-Firmen eingegangen.

Die Möbel wurden maßgeschneidert und in einheitlichem Design von der dorfinternen Zimmerei gebaut, die Kissen selbst genäht aus recyceltem Stoffen und mit Bio-Naturkautschuk befüllt, die Lampen im ganzen Haus aus recycelten Wein-Flaschen gebaut.

Und das alles von Menschen aus dem Dorf für die Buntheit und Schönheit unseres Dorfes und für unsere Gäste. Genießt es selbst einmal nach Sieben Linden zu kommen und in diesem Haus zu schlafen!

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