Über 20 Menschen aus Sieben Linden beteiligen sich am Ostermarsch

Zulauf zu Oster-Friedensmärschen 2025 – auch 20 Menschen aus Sieben Linden dabei

2025 gewinnen die traditionellen Ostermärsche der Friedensbewegung unter dem Eindruck der Aufrüstung in Deutschland und Europa wieder an Bedeutung – und erfahren überall regen Zulauf. Viele Menschen sind besorgt über Militarisierung sowie mangelnde diplomatische Bemühungen und wünschen sich Friedenspolitik statt Kriegsvorbereitungen. Eine von 100 Kundgebungen und Demos hat am Ostermontag in Gardelegen stattgefunden. 500 Teilnehmenden, davon über 20 aus Sieben Linden waren dabei.

Erinnerungskultur: Nie wieder Krieg, nie wieder Faschismus

80 Jahre nach dem Ende des zweiten Weltkrieges lautet das Motto in Gardelegen: „Nie wieder Krieg – Nie wieder Faschismus“. Passend dazu ist das Ziel der Demo-Route die Gedenkstätte „Feldscheune Isenschnibbe“, wo die SS 1945 kurz vor Kriegsende über 1000 KZ-Gefangene in einer Scheune grausam verbrannte. So wollte man die Untaten der Nazis vor den Alliierten in letzter Minute noch verdecken. Isenschnibbe war vermutlich eine bewusste Wahl der Veranstalter, um eine rechte Vereinnahmung der Friedensdemo zu vermeiden. Mir als Teilnehmerin scheint das auch gelungen. Es gibt keinerlei rechte Redebeiträge. Die Gefahren des Faschismus sowie die Verantwortung für den Holocaust wurden betont. Pfarrer Tobias Krüger mahnt, im Gedenken an die Toten von Isenschnibbe und an das Grauen des Holocausts, dass der große Frieden schon im friedlichen zwischenmenschlichen Umgang beginne.

Die Lehren der Friedensbewegung aus der Geschichte gehen jedoch weiter und richten sich in die Zukunft hinein: Wir brauchen für unsere und die Sicherheit unserer Nachbar:innen keine Milliarden für eine ungezügelte Aufrüstung und ein globales Wettrüsten, sondern Abrüstung und Rüstungskontrolle.

Forderungen der Friedensbewegung heute

Der Demonstrationszug endet inmitten der beschaulichen Gardelegener Altstadt auf dem Marktplatz: In Redebeiträgen werden Forderungen für mehr diplomatische Initiativen zur Beendigung der Kriege – insbesondere in der Ukraine und Gaza – laut. Wir als Deutsche seien insbesondere aufgefordert, besonnen vorzugehen und uns nicht in gewaltvolle Konflikte hineinzubegeben. Auch die Waffenlieferungen an die Ukraine und Israel sieht man sehr kritisch. Eine Welt ohne Atomwaffen und ein zügiger Beitritt Deutschlands zum Atomwaffenverbotsvertrag stehen auf der Agenda der Forderungen. Auf Ablehnung stößt die für 2026 geplante Stationierung von US-Mittelstreckenwaffen in Deutschland.

Deutschland sollte in Konflikten eine vermittelnde Rolle einnehmen

HIER ein Redebeitrag von Wolfram Adolphi. Er ist Journalist und ein auf Ostasien spezialisierter Politikwissenschaftler, der an die deutsche Friedensfähigkeit appelliert.

Auszug: „Ich ergreife Partei für den Frieden und für eine Gesellschaft, die all ihre Kraft darauf richtet, friedensfähig zu sein. Denn erstens kann nur eine solche Gesellschaft in Kriegen tatsächlich vermitteln. Das gilt für die Tragödie in der Ukraine ebenso wie für die Tragödie in Gaza. Beide Tragödien sind aufs Engste mit deutschem Handeln im 20. Jahrhundert verbunden, in beiden hätten die deutschen Regierungen in tiefster Demut vor der historischen Schuld des nazi-faschistischen Deutschlands schon seit Jahrzehnten um nichts als Frieden ringen müssen – und auf beider Verlauf hat Deutschland heute durch das zum Vermitteln unfähige Handeln seiner Regierungen praktisch keinen Einfluss mehr. Und zweitens gehören Frieden und Demokratie – wenn diese denn ernst gemeint ist und nicht zur Phrase verkommen soll – eng zusammen.“

Kriege sind auch eine ökologische Katastrophe

Gina Pietsch erinnert bei der Abschlusskundgebung des Friedensmarsches daran, dass Kriege auch in ökologischer Hinsicht eine Katastrophe sind: „Wir wissen, dass Kriege besonders stark und sinnlos zur Umweltzerstörung beitragen, dass ein Bombenflugzeug heute in einer Stunde so viel Treibstoff verbraucht wie ein Autofahrer in sieben Jahren.“

Abschließend zitiert sie in ihrer Ansprache Brecht, der 1951 aufrief:

„Seien wir einfach für den Frieden. Diffamieren wir alle Regierungen, die den Krieg nicht diffamieren. Erlauben wir nicht, dass über die Zukunft der Kultur die Atombombe entscheidet.“

Annika Igla, Teilnehmerin des Oster-Friedensmarsches 2025 aus Sieben Linden:

„Zu all dem menschlichen Leid zerstört Krieg auf dieser Welt weiterhin Lebensräume, Wälder, trägt zur Luft- und Wasserverschmutzung bei, vernichtet Wildtiere und ihre ökologischen Nischen und beeinflusst diverse Umweltschutzbemühungen. Dass am Ostermontag, nicht nur in Gardelegen, unterschiedlichste Menschen und Initiativen zusammenkommen, sich erinnern und geschlossen für eine friedliche Mitwelt und Zukunftswelt gehen, macht Mut. Ich wünsche mir eine Welt, in der wir aufhören die Schuld im Anderen zu suchen und unsere Verzweiflung in Anklagen zu stürzen. Wir brauchen Verbindung und das Anhören unser aller Bedürfnisse unter dem sofortigen Ende von Leid und Krieg.“

Die restriktive Vorgeschichte des Friedensmarsches in Gardelegen/ Altmarkkreis

Unter dem Dach der Bürgerinitiative offene Heide hatte ein breites Bündnis aus über 20 Parteien, Vereinen und Initiativen nach Garlegen eingeladen. Das Spektrum reichte von „Die Linke Sachsen-Anhalt“ über den „Palästina Soli-Kreis Magdeburg“ bis hin zum „Weltladen Magdeburg“. Die in einer friedlichen und ruhigen Atmosphäre verlaufende Veranstaltung hat jedoch von der Verwaltungsseite her eine restriktive Vorgeschichte: Nachdem der Altmarkkreis Salzwedel die Kundgebung in Gardelegen verbieten, bzw. stark einschränken wollte, konnte die BI sich rechtlich durchsetzen, wie der BI-Sprecher in einem mdr-Interview berichtet.

Simone Britsch

Hinweis: Dieser Beitrag sowie die Teilnahme an der Veranstaltung repräsentiert nicht unbedingt die Meinung aller Bewohner:innen des Ökodorfes Sieben Lindens und des Vereins Freundeskreis Ökodorf e.V. .

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