Man lässt keine Menschen ertrinken. Punkt.

Spendenaktion zugunsten der Seenotrettung beim Sommercamp. Es sind vor allem Flüchtende, die im Mittelmeer in Seenot geraten. Das CompassCollective aus dem nahegelegenen Wendland fährt seit 2023 mit ihrem Segelschiff Trotamar III zwischen Lampedusa und Tunesien/Lybien. 417 Menschen wurden bisher direkt auf das Segelboot gerettet. In 18 Einsätzen konnten durch Alarmierung italienischen Küstenwache 2345 Personen gerettet werden, nachdem die CompassCollective-Crew sie überbrückend mit Rettungswesten und Trinkwasser unterstützt hatte.

Letzten Sonntag konnte die 6-köpfigen Crew des Segelbootes Trotamar III 22 Menschen aus einem seeuntauglichen Boot vor der lybischen Küste retten und nach Lampedusa in Sicherheit bringen. Ein Segen für die wenigen, die den Weg übers Mittelmeer nach Europa geschafft haben. Doch gleichzeitig können nicht alle Boote gerettet oder begleitet werden, in diesem Fall musste ein Boot mit 60 Menschen zurückgelassen werden, da die lybischen Boote die Hilfsversuche abgewehrt haben. Das ist bitter.

Festung Europa

Die „Festung Europa“ tut alles, um die Menschen auf ihrer Fluchtroute zu behindern. „Auf der Flucht vor Krieg, Verfolgung, Folter, Hunger, Elend oder Vergewaltigung brechen täglich Menschen aus ihrer Heimat auf. Sie fliehen aus Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung. Sie fliehen, weil ihr Leben bedroht ist. Sie verlassen Familie, Freund:innen, liebgewonnene Regionen ihrer Heimat und machen sich auf den Weg.
Dabei verschärft sich die Not durch die strukturelle und personelle Gewalt, die Flüchtende auf ihrem Weg erleben. Ganz Nordafrika, besonders das Bürgerkriegsland Libyen, ist dabei für Hunderttausende eine Zwischenstation, die sich zu einer Hölle entwickelt hat. Es existieren keine legalen Wege, über die sich bedrohte Menschen in Sicherheit bringen können.“ www.compass-collective.org

Mit Kunst Aufmerksamkeit schaffen und Gelder sammeln

Ich bin dem CompassCollective auf der kulturellen Landpartie (KLP) in Güstritz begegnet, es gab dort eine sehr bewegende Ausstellung und einen Infostand. Da kam bei mir die Idee auf, Bilder zu verkaufen oder zu versteigern, um Spenden zu akquirieren. Die Bilder stammen aus der Ausstellung „Die Mär vom Mehr“ auf der KLP 2017, wo es ebenfalls um Flucht über das Meer ging. Damals bauten wir (Nicoletta Geiersbach, Elisabeth Reineke, Christiane Oberdorf und ich) ein großes Schiff in den Ausstellungsraum, bestehend aus Müll und Bildern.

Matthias Wiedenlübbert beim Sommercamp

Zum Sommercamp 2025 kam der Mitgründer des CompassCollectives Matthias Wiedenlübbert, der auch Skipper des Bootes ist, ins Ökodorf. Am Markt der Möglichkeiten machte er einen Info-Stand. Ausführlicher berichtete er beim Lagerfeuergespräch. Was er erzählte, hat viele Menschen und auch mich tief bewegt und schockiert. Er gab uns einen tiefen Einblick in die Arbeit der Seenotrettung und auch die Begleitumstände: Die Schikanen der italienischen Behörden. Die schwierigen Entscheidungen und Situationen, wenn es nicht möglich ist, alle zu retten. Der Widerstand gegen die Auflagen der italienischen Regierung, die Stück für Stück versuchen die zivile Seenotrettung zu beenden. Einblicke in die Arbeit der anderen Organisationen wie Seawatch. Die aggressiven Rückholversuche (Pushbacks) lybischer oder tunesischer Küstenboote. Und schließlich die Praktiken von Frontex, der „Europäische Agentur für die Grenz- und Küstenwache.

Mitmachen!

Gleichzeitig hat es Mut gemacht, selbst aktiv zu werden. Jede:r kann sich bewerben und selbst mithelfen in der Segelcrew oder der Landcrew. Schaut einfach mal auf deren Website, es gibt einen Newskanal, Spendenmöglichkeiten und einen Shop: compass-collective.org

Der Freundeskreis Ökodorf e.V. hatte beschlossen, dass beim Sommercamp 20 % der Einnahmen des „Marktes der Möglichkeiten“ (Kunsthandwerk, Kuchen, Kunst und Flohmarkt) in die zivile Seenotrettung fließen sollen. Es wurde gespendet und einiges an Kunst verkauft. Außerdem konnten in einer unterhaltsamen Show weitere Bilder verkauft werden: Die „kalifornischen Auktionatorin“ (Nicoletta Geiersbach in neuer Rolle!) brachte Kunst im Rahmen einer „amerikanischen“ Versteigerung für den guten Zweck unter der Hammer. Hier bieten alle mit, und die letzte Person bekommt das Bild, egal, wie viel sie vorher reingerufen hatte. Die Erlöse aus den Versteigerungen, dem Markt und den Spendendosen belaufen sich auf 1025 Euro.


Ich bin sehr dankbar, dass es Menschen gibt, die sowas machen, dass ich durch Matthias so viel über die Seenotrettung erfahren konnte und bin hochmotiviert, weiterhin dazu beizutragen.

Zum Mitmachen, Fördermitglied werden oder Spenden: https://compass-collective.org/crewing/

Julia Kommerell