Wasserkreislauf

Wasserkreislauf

Hier ist’s oft trocken! In unserer Region Altmark sind die Niederschlagsmengen mit etwa 500 bis 600 Millimetern pro Jahr vergleichsweise gering – seit 2018 liegen wir konstant unter 500 mm jährlich. Die Böden in Sieben Linden sind überwiegend sandig und nährstoffarm – sie können nur wenig Wasser halten Das hat zur Folge, dass die Vegetation phasenweise nicht ausreichend mit Feuchtigkeit versorgt wird. Alles hängt vom Wasser ab! Daher haben wir auf Wasserkreisläufe und den Wasserhaushalt ein besonderes Augenmerk.

Sinkende Niederschläge, fallender Grundwasserspiegel

Das gesamte Regenwasser auf unserem Gelände verdunstet vor Ort oder versickert im Erdboden. Wir haben keinen oberirdischen Wasserabfluss. Das Regenwasser von den Dächern wird in Versickerungsmulden in Hausnähe geleitet oder fließt in unseren Feuerlöschteich. Der Erdboden ist der beste Regenwasserspeicher und -filter. Bis 2013 haben wir uns mit Trink- und Bewässerungswasser aus Brunnen versorgt. Seitdem nutzen wir Grundwasser nur noch zur Bewässerung – in Jahren mit normal ausreichenden Niederschlägen etwa gleich viel wie Trinkwasser.
Der Grundwasserstand in Sieben Linden liegt etwa 12 Meter unter der Erdoberfläche und ist seit 1997 um 1 Meter gefallen. Im Altmarkkreis Salzwedel wird bei einem Drittel der Grundwasser-Messstellen ein fallender Grundwasserspiegel festgestellt.

Wie wird das weitergehen?

Ohne Regen keine Gewässer, keine Bodenfeuchtigkeit, kein Grundwasser, keine Bäume, keine Pflanzen, keine Lebensmittel und keine Wasserversorgung. Im ersten Dürrejahr 2018 fiel in Sieben Linden ein Drittel weniger Regen als in den Jahren zuvor, und unsere Gärtner:innen benötigten das Dreifache an Bewässerungswasser, um das Gemüse ausreichend zu versorgen. Pro Quadratmeter Anbaufläche haben wir in diesem Trockensommer genau die Wassermenge dem Grundwasser entnommen, die der Boden (pro Quadratmeter) weniger an Niederschlag erhalten hat.
Viele Bäume haben bereits Anzeichen von Trockenstress. Die heimische Buche hat einen Bedarf von mindestens 500 mm Niederschlag pro Jahr – hier stoßen wir auch in den Sieben Linden-Wäldern an Grenzen, die sich fatal auswirken könnten.
Lesenswert ist die Grundwasserstudie des BUND (2025).

Trinkwasser, Brunnen und Wasserwerk

In der behördlichen Genehmigung unserer Brunnenwassernutzung stand von Anfang an, dass Sieben Linden an das öffentliche Trinkwassernetz angeschlossen wird, sobald diese Maßnahme ökonomisch vertretbar sein würde. Wir hätten das wohl verhindern können, wenn wir gleich bei der Gründung politisch für die Selbstversorgung auch mit Trinkwasser eingesetzt hätten. 2013 war es dann soweit: Der Wasserverband schloss uns an die neue, im Bau befindliche Hauptwasserleitung in seinem Versorgungsgebiet an, die nahe am Ökodorf vorbeiführt. Einige Mitbewohner:innen versuchten die Maßnahme auf die Schnelle zu verhindern. Andere befürworteten den Anschluss, weil das Wasser vom Wasserverband aus Trinkwasserschutzgebieten nur ein Zehntel an Nitrat enthält gegenüber unserem Brunnenwasser. Der relativ hohe Nitratgehalt ist wohl ein eindeutiger Indikator für den Einfluss der umliegenden konventionellen Landwirtschaft auf unser Grundwasser.
Außerdem erhöht der Anschluss die Versorgungssicherheit auch in Trockenzeiten.

Wasser sparen – vor allem durch die Trockentrenntoiletten

Wir verbrauchen nur halb soviel Wasser wie der Durchschnittsbundesbürger. Vor allem durch den konsequenten Einsatz von Trockentrenntoiletten haben wir unseren Trinkwasser-verbrauch auf ungefähr die Hälfte des Bundesdurchschnitts (125 Liter) reduziert. In Sieben Linden nutzen wir durchschnittlich 60 bis 70 Liter Trinkwasser pro Tag und Person.

Der Kreislauf schließt sich: Abwasserklärung auf unserem Gelände

Die Funktionsweise unserer Komposttoiletten trennt die Feststoffe (Fäkalien)vom Urin ab – daher der Name Trockentrenntoiletten. Die Fäkalien gelangen also erst gar nicht in unser Abwasser, sondern werden eimerweise zur „Kackekompostierungsanlage“ gebracht – der Nährstoffkreislauf bleibt Handarbeit 😉
Deshalb ist unser Abwasser aus Urinabscheidern, Waschmaschinen, Badewannen, Wasch- und Spülbecken wenig belastet. Dies hat den vorteilhaften Effekt, dass die Vorklärung des Grauwassers in den Rottebehältern um zwei Drittel geringer ausfallen kann als in Normal-Haushalten mit Wasserklosetts. Die nachfolgenden Pflanzenklärbeete können in Sieben Linden um die Hälfte minimiert werden gegenüber Abwässern, die mit Fäkalien verunreinigt sind.

Vorklärung in Rottebehältern

Alle Abwässer fließen in zwei Rottebehälter östlich vom alten Weiher. Das Abwasser strömt dort durch Strohlagen: Das Stroh filtert Feststoffe und bindet einen Teil des Stickstoffs und Phosphats aus dem Urin. Innerhalb des Rottebehälters verrottet, d.h. kompostiert das Ganze. Alle 4 Jahre versetzen wir die Rotte in den Garten, wo sie weiter kompostiert. So bleiben wertvoller Phosphor und Stickstoff auf dem Gelände.

Biologische Klärung in Pflanzenklärbeeten

Das so vorgeklärte Abwasser wird schließlich in die Pflanzenklärbeete am Rande des Gartens gepumpt. Wie in einem natürlichen, mit Schilf bewachsenen Fluss- oder Seeufer bauen aeroben Bakterien vor allem die gelösten Kohlenwasserstoffe ab. Durch das Schilfrohr gelangt Luftsauerstoff für die Bakterien tiefer in den Boden.
Das, was rauskommt ist: Klarwasser! Es enthält aber immer noch Stickstoff, Phosphat und Kolibakterien. Über Hormone und andere Rückstände wissen wir nichts.

Versickerung

Deshalb muss das Klarwasser möglichst großflächig verteilt werden, damit Pflanzen und der Boden die Reststoffe weiter aufnehmen, bevor es ins Grundwasser durchsickert. An mehreren Stellen in Sieben Linden wird das Klarwasser zur Bewässerung genutzt; im Gemüsebau nur zur Wurzelraumbewässerung. Das meiste versickert im Neuwald, im Nordwald und auf einer neu angelegten Agroforstfläche, wo die Gehölze das Wasser dankbar aufnehmen.