Agroforst jetzt! Herr Landwirtschaftsminister!

Am 10.5. besuchte Sven Schulze, der Minister für Wirtschaft, Tourismus, Landwirtschaft und Forsten des Landes Sachsen-Anhalt das Ökodorf Sieben Linden. Anlass war sein Interesse an dem bei uns realisierten Agroforst-Projekt. Agroforst ist eine zukunftsweisende Kombination von Landwirtschaft mit Gehölzpflanzungen, die mehrfach positive Umwelt- und Klimaeffekte leistet. Und das alles zu geringen Kosten bei gleichzeitiger Steigerung der Flächeneffizienz und -produktivität. So ist der Traum der Agroforst-Aktiven für die Zukunft der Landwirtschaft: Baum- und Strauchreihen sollten möglichst überall die großen Äcker durchziehen. Zwischen den Gehölzstreifen bleibt ausreichend Platz für die Bearbeitung mit landwirtschaftlichen Maschinen. Die Initiative Agroforst Jetzt! fordert eine bessere Förderung von Agroforsten als Maßnahme gegen den Klimawandel und für Biodiversität.

Vorteile von Agroforst

Daniel Fischer, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Arbeitsgruppe „Agrarökonomie und Ökosystemleistungen“ am ZALF (Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung) und Mitinitiator der Aktion „Agroforst jetzt!“ gab in einem Impulsvortrag eine Einführung und stellte zahlreiche Vorteile heraus. Agroforstwirtschaft bindet viel CO2 durch die dort wachsenden Bäume und Sträucher und beschleunigt den Humusaufbau. Zusätzlich verändert diese besonders nachhaltige und klimaresistente Landnutzungsform das Mikroklima auf den Äckern positiv, beugt Erosion vor und stärkt die Biodiversität. Das alles kann mit geringem finanziellen Aufwand erreicht werden, langfristig sind sogar höhere Erträge auf den Flächen zu erwarten.

Impulse für den Minister

Kernpunkt des Treffens war die Frage, wie das Land diesen sinnvollen Ansatz fördern kann. Die anwesenden Expert:innen aus der Altmark hatten gleich eine Vielzahl von Vorschlägen parat.

Eine wichtiger erster Schritt wäre bereits der Abbau von unnötigen bürokratischen Hürden für Agroforst-Systeme, wie z.B. Abstandssonderregelungen zu Nachbarflächen, die speziell bei Agroforstsystemen eingeführt wurden, restriktive Vorgaben der Ökoregelung 3 und die Voraussetzung eines positiv geprüften Nutzungskonzepts, welches einer Genehmigungspflicht gleichkommt. Der Minister nahm diese Hinweise aus der Praxis interessiert zur Kenntnis und versprach eine weitere Prüfung in seinem Ministerium.

Eine wirtschaftliche Hürde für die Landwirte besteht darin, dass die Gehölz-Streifen eines Agroforstsystems erst nach langer Zeit Ertrag bringen. Daher kann sich kaum ein Landwirt die Investition in Agroforst-Streifen leisten. Auch hierfür hatten die anwesenden Agroforst-Experten Lösungsvorschläge mitgebracht.

Dr. Wilfried Schröder, ehemaliger Sachgebietsleiter für Bodenneuordnung im ALFF Stendal, brachte die Idee ins Spiel, Agroforst im Rahmen der Bodenneuordnung als Produktionsintegrierte Kompensationsmaßnahme zu betrachten. So könnten im Rahmen eines Bodenordnungsverfahrens Agroforstflächen im Rahmen der ohnehin vorgeschriebenen und finanzierten Kompensationsmaßnahmen angelegt werden. Dadurch würde ohne zusätzliche Kosten für die Teilnehmer des Bodenordnungsverfahrens und ohne Flächenaufbringung für die Kommune ein Anreiz für die Schaffung von Agroforst-Systemen entstehen.

Daniel Fischer vom ZALF ergänzte: „Über das Aktionsprogramm Natürlicher Klimaschutz werden in nächster Zeit Fördermittel in Gesamthöhe von 100 Millionen Euro zur Verfügung gestellt werden.“ Die Entscheidung, wofür sie genau verwendet werden, läge z.T. bei den Ländern, und hier gäbe es großes Potential. Er wies weiterhin darauf hin, dass Sachsen-Anhalt im Rahmen des europäischen Förderprojektes AF4EU das Land ist, das als Projektregion ausgewählt wurde, und dass dies eine Chance sei, mit positivem Beispiel weiter voran zu gehen und neue Maßstäbe zu setzen.

Baumpflanzung

Nach der Fachdiskussion ließ es sich der Minister nicht nehmen, die verschiedenen Agroforst-Flächen des Ökodorfes Sieben Linden zu besichtigen. Auf einem Acker , der in einer Kooperation des Ökodorfes mit dem Rindergut Apenburg als Agroforstsystem bewirtschaftet wird, pflanzte er bei strahlendem Sonnenschein einen Walnussbaum. Wenn es nach den Forderungen der Agroforst-Initiativen geht, ist dies der Beginn einer großangelegten Wende in der Landwirtschaft.

Das könnte Dich auch interessieren...