5 Fehler, die Gruppen und Teams vermeiden können. Mit Eva Stützel und dem Gemeinschafts-Kompass

Was führt Initiativen der Wandel-Bewegung zum Erfolg? Was bremst und hindert Gruppen mit Nachhaltigkeits-Vorhaben? Welche Aspekte kommen oft beim gemeinschaftlichen Projekten zu kurz?

Gefragt ist eine Orientierungshilfe – ein Kompass, der hilft, typische Fehler zu vermeiden und das gemeinschaftliche Projekt zum Erfolg, zu reicher Ernte zu bringen.

Der Gemeinschaftskompass ist eine solche Orientierungshilfe und baut auf den Erfahrungen der Ökodorf-Geschichte und Eva Stützels langjähriger Tätigkeit als Gemeinschaftsberaterin auf. Eva ist Gründungsmitglied des Ökodorfes Sieben Linden und liefert mit dem Gemeinschaftskompass Antworten auf viele Fragen des Projektdesigns und der Gruppendynamik. Dabei bleibt es nicht bei Planungstools und Finanzierungsaspekten – was besonders gestärkt wird, ist der zwischenmenschliche Bereich. So ist das Feiern, Danken, Ernten ein – in der deutschen Kultur unterbelichteter – Teil jedes erfolgreichen, nachhaltigen Projektes, das die Akteure motiviert und weite, wirksame Kreise zieht.

Wir zeigen euch in diesem Blog fünf typische Fehler, die mit den richtigen Techniken vermieden werden können. Zunächst aber folgt einmal ein kurzer Abriss der 7 Aspekte eines jeden gemeinschaftlichen Projekts, die im Gemeinschaftskompass zentral beleuchtet werden.

Der Gemeinschaftskompass ist nicht nur für Gemeinschaften geeignet, sondern für alle Vorhaben, bei denen Menschen gemeinschaftlich etwas verändern wollen und dabei geleitet werden von Achtsamkeit dem Selbst, dem Anderen und der Natur gegenüber.

Die sieben Aspekte des Gemeinschaftskompass

  1. Gemeinschaft
    und
  2. Individuen

sie sind die zentralen Aspekte eines gemeinschaftlichen Vorhabens. Dabei müssen Bedürfnisse der einzelnen Individuen und der Gruppe in Balance bleiben. Damit ein Projekt gelingt, müssen die Menschen mit Freude dabei sein und das geht nur, wenn die Arbeit befriedigt und das Miteinander passt.

Danach folgen:

  1. Intention: also die gemeinsame Ausrichtung und die gemeinsamen Ziele
  2. Struktur: hier geht es um Zuständigkeiten, Verantwortungsbereiche Einzelner oder von Teilgruppen
  3. Praxis:  praktische Aspekte variieren von Projekt zu Projekt, z.B. Architektur, Permakultur etc. Alles, was mit Geldflüssen und Finanzen zu tun hat, gehört ebenfalls zur Praxis.
  4. Ernte: Hier geht es darum, Bilanz zu ziehen und die Früchte der Arbeit zu genießen, der „Erntedank“. Auch Feedback einholen und konstruktive Kritik gehört zu diesem Aspekt.

Und zuletzt:

  1. Welt: Projekte finden schließlich in der Welt statt mit allen Rahmenbedingungen, Gegnern, Unterstützern. Hier ist es sehr wichtig, auf Synergien zu achten.

Der Kreis ist gleichzeitig ein Projektentwicklungszyklus und umfasst die vier Handlungsebenen Individuum, Gemeinschaft, Projekt und Welt.

Kommen wir jetzt zu den 5 Fehlern, die ihr vermeiden könnt!

Fehler Nr. 1 betrifft den 3. Aspekt „Intention“

Es ist meist nicht explizit klar, was die Gemeinschaft will und was nicht. Dabei geht es nicht darum, möglichst viel gemeinsame Intention zu haben, sondern diese zu formulieren und explizit zu machen. Oft gehen wir in Projekten nämlich davon aus, dass alle das Gute wollen, also das Gleiche.  Ein Beispiel aus Sieben Linden was das Thema Tierhaltung/Veganismus – für die einen war klar, dass die Gemeinschaft einen veganen Lebensstil anstreben sollte, für die anderen gehörte zum Aspekt der Selbstversorgung auch im kleinen Rahmen Tierhaltung dazu. Schlussendlich wurde ein Kompromiss gefunden, der für den Moment funktioniert.

Fehler Nr. 2 betrifft die Aspekte „Gemeinschaft“ und „Individuen“

Oft denken wir, das Miteinander kommt von alleine. Aber gerade, wenn es schwierig wird, wenn das Projekt ins Stocken kommen, trägt dieses gefühlte Miteinander oft nicht mehr. Daher muss schon von Anfang an eine gute Kommunikationskultur geschaffen und bewusst daran gearbeitet werden. Dafür gibt es bewährte Techniken, wie:

  • Möglichkeiten für kleine Gruppen und Zweier-Begegnungen schaffen
  • In größeren Gruppen mit „Redeobjekt“ arbeiten, damit nicht nur die „Lauten“ zu Wort kommen
  • Geeignete Räum wählen, z.B. im Kreis sitzen und „Frontalsituationen“ vermeiden
  • Möglichkeiten schaffen, in denen sich Leute mit ihren Schwächen zeigen können, das schafft Verbindung
  • Vertrauen aufbauen durch sprechen über Themen, über die wir sonst nicht und in Gruppen schon gar nicht sprechen
Fehler Nr. 3: im Eigentum einer Person oder Gruppe eine Gemeinschaft aufbauen

Es braucht gemeinschaftliche Besitzverhältnisse, damit es nicht zu Asymmetrien im Machtverhältnis kommt. Auch hier gibt es geeignete Tools, nämlich das Auseinandersetzen mit geeigneten Rechts- und Besitzformen (Genossenschaften, Stiftungen, GmbH etc.).

Fehler Nr. 4: Die Ernte vergessen und nicht feiern!

Nicht geschimpft ist genug gelobt!

… ist viel zu oft noch die typische Haltung in Deutschland. Aber: Noch so kleine Beiträge zu würdigen ist wichtig. Menschen brennen aus, wenn ihr Handeln nicht gewürdigt werden und wenn das eigene Tun zu keinem Ergebnis für das Projekt oder die Gruppe führt.

Zur Ernte gehört das Feiern –  es muss aber nicht immer Party sein. Zum Beispiel können Treffen mit einer Dankesrunde anfangen. Das Wesentliche an der Ernte ist Dankbarkeit, Wertschätzung auszudrücken, aber auch konstruktive Kritik und Feedback geben.

Fehler Nr. 5 betrifft den Faktor Welt

Sich als einsame Kämpfer gegen widrige Umstände zu sehen und überall Feinde zu vermuten. Bei diesem Fehler geht es also um die Haltung und er ist deswegen wahrscheinlich auch so schwer zu umschiffen. Denn wer kennt sie nicht: die kleinen negativen Gedanken und Glaubenssätze, die sozusagen im Hintergrundrauschen unseres Bewusstseins fast untergehen. Sie bestimmen unser Handeln und führen dazu, dass wir gegen Widerstände ankämpfen müssen. Dabei ist das Gegenteil oft wahr: Wenn wir offen auf neue Situationen und Probleme zugehen, finden wir oft Partner, wo wir Feinde vermutet hätten. Und Partner stärken uns den Rücken und geben uns Kraft. 

Gemeinschaftliche Projekte gleichen eher Marathons denn Sprints.

Wir sollten also Kompetenzen und Unterstützung suchen und Synergien aufbauenwo immer möglich – wir können sie brauchen.

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Noch mehr Infos zum Gemeinschaftskompass findet ihr unter: www.gemeinschaftskompass.de

Viel Erfolg mit eurem gemeinschaftlichen Projekt! Nur gemeinsam sind wir stark!

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