Vier Menschen aus Sieben Linden mit einem Demoschild in der Hand

Demo für Miteinander in Beetzendorf

Dieser Artikel wurde am 07.02.2024 überarbeitet: wir haben unsere Anliegen deutlicher formuliert, um weniger zu polarisieren, denn uns ist der Austausch in und mit der Region wichtig.

Nanu. „Volksdemo“ im Nachbarort Beetzendorf – „Gemeinsam statt einsam – wir für uns“

Was wird denn das? Der Aufruf las sich nicht ganz eindeutig. Da aber Jenny Diederich, die Veranstalterin, in den sozialen Medien als AfD-Sympathisantin auftritt, musste man nur ein wenig zwischen den Zeilen lesen, um zu ahnen, worum es gehen sollte: All jene, die „nicht länger zusehen wollen, wie Deutschland die Welt rettet“ sollten am offenen Mikrofon „Flagge bekennen“. Ein Konvoi durch Beetzendorf aus 20 beleuchteten Fahrzeugen würde die Demo abschließen.

Uns war mulmig. Sollten wir auf solch eine Demo gehen, unsere Meinung kundtun? Was ist, wenn dort rechtsextreme Gedanken wortmächtig daherkommen? Werden wir fotografiert, diffamiert und dann hinterher auch noch als Unterstützer:innen AfD-naher Wortbeiträge mitgezählt? Wir entschieden kurzerhand trotz aller Zweifel, dass wir selbst vor Ort sein möchten, die Sache beobachten und unsere eigenen Botschaften mitbringen werden und erkennbar sind als „Intervention“.

Wir waren dann gestern Abend 25 Menschen aus Sieben Linden sowie dutzende weitere Personen aus der Region, die in Beetzendorf Gesicht zeigten für Menschlichkeit und Demokratie. Auch wenn sicher die meisten von uns mit der aktuellen Bundespolitik in vielen Aspekten nicht einverstanden sind – wir wollten verhindern, dass der im Aufruf angesprochene Frust rechtsextremen Strömungen in die Hände spielt.

„Beetzendorf für Solidarität und kulturelle Vielfalt“ und „Gemeinsam unsere Welt retten – ohne AfD“, „Gemeinsam statt einsam. Hand in Hand Widerstand“ stand beispielsweise auf unseren Transparenten. Es gab dort auch Friedens- und Regenbogen-Fahnen aller Art. Ein Klimarettungs-Plakat hatten wir dabei und Henning brachte seine Anti-Atomfahne. Schön bunt.

Offenes Mikro: „Ich möchte Raum schaffen für eure Beiträge“, so Jenny Diederich ohne eigene Statements. Parteipolitische Äußerungen waren übrigens laut Versammlungsverordnung nicht erlaubt. Es gab 9 Redebeiträge (davon waren 4 aus dem Ökodorf), in denen ging es um Miteinander, Verständigung, Solidarität mit den Landwirt:innen und Geflüchteten weltweit und um Frieden. Polarisierung, Rassismus und Populismus wurden von mehreren Redner:innen abgelehnt. Kleine Gespräche am Rande fanden auch zwischen Andersdenken statt.

Das Fazit: Die von uns befürchteten Redebeiträge kamen nicht. Auch wir haben das Wort ergriffen – ohne jemanden abzuwürgen oder zu beleidigen. Für einen echten Austausch bräuchte es aber eine klarere Überschrift und ein anderes Format.

Der Abend war gerettet. Die Welt noch nicht ganz.

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