Vortrag gestern von Tobi Rosswog: VW soll Straßenbahnen statt E-Limousinen bauen!

„Einige von euch kennen Wolfsburg noch als Autostadt. Zukünftig wird Wolfsburg als VerkehrsWende-Stadt bekannt sein.“, mit diesem Statement begann Tobi Rosswog den Vortrag vor 40 Zuhörer:innen am 4.12. im Ökodorf.

HIER gibt es den Vortrag auf youtube.

Seit gut drei Monaten organisieren sich Aktivist*innen, Mitarbeitende von VW und Bürger*innen der 50 km von Sieben Linden entfernten Stadt Wolfsburg, um Schritte für eine Verkehrswende einzuleiten. Die Initiative kaufte in Wolfsburg ein Projekthaus, die Amsel 44, welches als Zentrum der Bewegung und des Protestes dient. Hier können Aktionen geplant, Vorträge gehalten und Treffen organisiert werden. Auf dem Acker bei Wolfsburg-Warmenau wurde der erste Teilerfolg der Bewegung erzielt: Der Planungsstopp einer neuen E-Auto-Fabrik für die Produktion der Limousine „Trinity“, welche 130 Hektar Acker versiegeln sollte.

Der Protest wird sich nun auf die Umstrukturierung Volkswagens konzentrieren: Vom Automobilkonzern zum Mobilitätsunternehmen. Weiter stellt Tobi als Sprecher die Forderung, den Konzern VW in kollektive Hände zu verlagern. Nur so können die Menschen selbst entscheiden, was für eine Verkehrswende produziert werden soll. „Straßenbahnen und Busse für die Masse“, lautet die Devise, „statt gewinnbringende, teure Luxuslimousinen für wenige Privilegierte.“ Konkret: „Wir haben eine Utopie. Straßenbahn statt Trinity.“ Schließlich fordern die Aktivist*innen, die Ausbauplanungen der A39 (Wolfsburg-Lüneburg) zu canceln und stattdessen einen konsequenten, flächendeckenden Ausbau des ÖPNV.

Die Annahme, dass E-Autos die Lösung auf die Klimakrise darstellen, sieht Tobi als Scheinlösung an und stellt dar, welch negativen Effekt der motorisierte Individualverkehr bundesweit und weltweit täglich verursacht. Täglich verunglücken 8-9 Menschen durch den Autoverkehr in Deutschland. Der immense Flächenverbrauch und die Flächenversiegelung durch privat genutzte KFZ steige ebenfalls an und die Lärm- und Feinstaubbelastung könnten E-Autos nicht reduzieren. E-Autos würden sogar dazu animieren, mehr Kilometer zu fahren und werden nicht selten als Zweit- oder Drittauto angeschafft. Der daraus resultierende Energiebedarf wäre auf nachhaltige Weise wohl kaum zu decken.

„Die Deutschen sind emotional stark mit ihrem Auto verbunden und verknüpfen es mit ihrer individuellen Freiheit. Welche Möglichkeiten seht ihr, die Menschen zum Umdenken zu bewegen und auf den ÖPNV umzusteigen?“, fragte Jürgen, ein Bewohner des Ökodorf Sieben Lindens im Rahmen der anschließenden Diskussionsrunde. Für Tobi Rosswog bedeutet das Freiheitsverständnis des Individualverkehrs eine Freiheit auf Kosten Anderer. Man müsse Strukturen schaffen, die das Auto überflüssig machen. Dafür brauche es eine Politik der kürzeren Wege, sichere Fahrradwege, autofreie Zonen und einen stark ausgebauten ÖPNV zum Nulltarif.

Nach einer Stunde und einer angeregten Diskussion lud Tobi alle ein, sich dem Protest anzuschließen – dieser Einladung sind einige aus Sieben Linden bereits gefolgt. Auf der Internetseite verkehrswendestadt.de gibt es alles relevanten Infos zur Bewegung. Auch die Wiederinbetriebnahme der durch die Altmark führenden Jeetzeltalbahn ist eine große Chance für eine Verkehrswende: https://www.jeetzeltalbahn.de/.

In unserem neuesten Ökodorf-Podcast äußert sich der junge Forstwirt Carl aus Sieben Linden auch zu seinem politischen Aktivismus und spricht über die Wolfsburger Verkehrswende-Bewegung: https://siebenlinden.org/de/neue-podcastfolge-carl-ist-fuer-baeume-und-fuer-die-verkehrswende-vw/

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