Wenn über 30 junge Leute zusammenkommen, setzt das eine Menge an Kreativität, Kompetenz und Gemeinschaftssinn frei. Eine Gruppe junger, engagierter Ökodorf-Neueinsteiger*innen hat ein inspirierendes Utopie Festival in Sieben Linden organisiert.
Hanna ist eine von ihnen, die nun beglückt und erschöpft am Abreisetag der Gäste die gemeinsamen Erlebnisse teilt. Eine Woche zusammen zelten, kochen und lernen – das schweißt zusammen. Es ging in vielen Workshops und Vorträgen nicht nur um Ökologie und das soziale Miteinander, sondern auch um Ökonomie, Tauschlogikfreiheit, Teilen und eine neue Vision von Arbeit. Wir in Sieben Linden sind noch ganz erfüllt von den tollen Menschen, der guten Stimmung und all den Ideen für eine bessere Zukunft.
Es war total schön so viele Menschen zu treffen, die so ähnlich ticken. Und ich war zwar auch schon viel in anderen Gruppen, aber hier ist es schon irgendwie schon sehr besonders. Ich fühl mich sehr wohl […] und spüre eine große Ruhe. (Juliane)
Das UTOPIAL geht in die 2. Runde: UTOPIAL 2024- Jetzt anmelden
Freiwilligendienst in Sieben Linden: https://siebenlinden.org/de/uns-kennenlernen/foejevsbufdi/
Junge Liebesschule: https://junge-liebesschule.de/
Wander-Uni-Netzwerk: https://wanderuni.de/
Das Utopial wurde durch Fördermittel aus „Jugend für Europa“ (Europäische Union) mitfinanziert.
Autorin: Simone Britsch
Mail: podcast@siebenlinden.org
Interviewpartnerin: Hanna Westendorff
Veröffentlicht unter der Creative Commons (CC BY 4.0),
Copyright Freundeskreis Ökodorf e.V., 17.06.23
Der Podcast zum Lesen:
Simone: Das ist der Ökodorf-Podcast aus Sieben Linden. Mein Name ist Simone Britsch. In unserem Ökodorf leben 150 Menschen seit 25 Jahren nachhaltig und gemeinschaftlich zusammen. Lasst sich von Siebenlinden inspirieren. Besuche gern unsere Seminare vor Ort oder in der digitalen Webinarwelt. Hallo und herzlich willkommen, Folge 75 Ökodorf Podcast aus Siebenlinden. Gerade sind sie abgereist, über 30 junge Menschen, die eine Woche bei uns waren zum Utopia Festival.
Ach Mensch, das war eine richtig schöne Zeit mit denen hier am Platz. Wir sind alle noch ganz beseelt und ich spreche gleich mit Hanna Westendorff über die Woche, die Intention, über das, was die Gäste hier erlebt haben und es gibt auch einige Interviewschnipsel mitten in dem Podcast, sodass wir auch euch ein bisschen an den O-Tönen teilhaben lassen können. Hanna, hallo! Toll, dass du dich gleich bereit erklärt hast, direkt nach diesem Ereignis Utopia Festival mit mir zu reden. Wie geht’s dir?
Hanna: Mir geht’s richtig gut. Ich bin richtig glücklich, aber auch richtig erschöpft. Also es war eine richtig volle Woche mit tollen Menschen. Die sind jetzt alle gerade abgereist. Wir bauen jetzt vielleicht noch zu Ende ab und ja, ich glaube, das dauert noch ein bisschen, bis das alles richtig verarbeitet ist.
Simone: Ja, da kann ich mich richtig gut reinversetzen. Ich durfte ja auch ein paar Mal bei euch auf dem Platz der jungen Menschen zu Besuch sein, wo ihr gemeinsam eine Woche verbracht habt. Und ich muss sagen, die Stimmung war wirklich ganz besonders. Erzähl mal, was habt ihr überhaupt veranstaltet?
Hanna: Genau, wir haben das Utopial getauft. Ein Festival für junge Menschen, um mehr Gemeinschaft kennenzulernen, um Sieben Linden kennenzulernen, um Utopien zu spinnen und sich zu vernetzen und auszutauschen über Visionen für die Welt und auch über den eigenen Weltschmerz vielleicht. Einfach so einen Austauschraum für junge Menschen zu schaffen und das in Gemeinschaft erleben zu können, was wir hier als junge Menschen am Platz auch jeden Tag erleben dürfen.
Simone: Ja, richtig cool muss ich sagen, dass ihr einen Raum geschaffen habt, wo das geteilt werden
kann und das auch eine ganze Woche lang. Wer hat das organisiert? Wer ist das Utopial, wer ist in der Projektgruppe?
Hanna: Wir sind fünf Menschen, die das angegangen sind zusammen. Wir sind fast alle oder alle Ex-FÖJler, die hier mal ein freiwilliges ökologisches Jahr gemacht haben und entweder hier geblieben sind oder wiedergekommen sind. Und die Idee kam dann auf, weil wir dachten, wie kriegen wir eigentlich diesen Ort hier noch mehr an junge Leute vermittelt, so wie erreichen wir die, weil die Zielgruppe hier schon eher so Ü40, Ü50 ist und gerade junge Menschen aber total von diesem Ort profitieren können und wir wollten es gern irgendwie erfahrbar machen. Genau, und dann Dann hatte Laura die Inspiration aus Niederkaufungen, die nämlich auch ein ähnliches Problem mit der Altersstruktur haben. Die hatten so eine Veranstaltung auch extra für junge Leute. Und dann hatten wir gedacht, warum machen wir das nicht eigentlich auch? Und daraus ist dann das Utopial entstanden.
Simone: Ja, wunderbar. Ich meine, überhaupt wunderbar, dass ihr euch jetzt hier auch schon in der Probezeit befindet und Genossenschaftsmitglieder werden wollt und richtig fest hier einsteigen wollt. Ich finde, wir haben schon in den letzten ein, zwei Jahren ganz tolle junge Menschen gewinnen können, in Sieben-Linden zu leben. Wer hatte denn Interesse an diesem Festival? Was waren das für junge Leute, die das angezogen haben und die hier waren?
Hanna: Das waren total unterschiedliche Menschen. Von Leuten, die gerade in der Wander-Uni unterwegs sind oder Studierende, sowohl aus naturwissenschaftlichen Bereichen, aber auch künstlerische Auszubildende. Menschen, die gerade einfach gucken, was sie brauchen im Leben, auf der Suche sind. Ja, also es war eine sehr diverse Gruppe, auch altersmäßig zwischen 18 und Ende 20 war da alles dabei. Genau, eine richtig schöne, bunte Mischung.
Simone: Ja, inhaltlich habt ihr euch natürlich mit Nachhaltigkeit, mit Zukunftsvisionen, mit Utopien beschäftigt.Magst du ein paar Punkte rausgreifen, die dich so ganz besonders ja, auch im Nachhinein jetzt noch bewegen?
Hanna: Genau, also unsere Woche war so ein bisschen so strukturiert, dass wir am Anfang noch ein bisschen mehr geplant hatten und so Workshops auch mit Menschen aus Sieben Linden hatten, zum Gemeinschaftskompass, zur Tiefenökologie, so ein bisschen was wie „Erträume ich mir meine Lieblingswelt“ und auch ein Workshop zu Aktivismus.
Der Rest der Woche war ein bisschen freier gestaltet mit Open Spaces, so dass wir von und miteinander lernen konnten und jeder das einbringen konnte, was er gerne teilen wollte. Und auch Forum hatten wir mehrmals die Woche. Da waren für mich sehr berührende Momente mit dabei, wo ich auch immer sehr viel über mich lernen darf. Aber auch so gemeinsam den Aktivismus-Spirit wieder so aufleben zu lassen und Sachen zu planen. Genau, und auch einfach der Einzelaustausch mit den Menschen so zu erfahren, wo die unterwegs und aktiv sind und was die für Inspiration hier auch mit ins Dorf gebracht haben.
Simone: Also ich durfte ja fünf Interviews führen mit Teilnehmenden von dieser Woche.
Und was mir aufgefallen ist, dass jede und jeder Einzelne erwähnt hat, dieses Thema Ökonomie. Also das muss in eurer Woche irgendwie einen ganz besonderen Stellenwert gehabt haben, habe ich den Eindruck. Womit habt ihr euch da beschäftigt?
Hanna: Genau, also zu unserer utopischen Welt gehört eben auch, dass die Ökonomie vielleicht eine andere sein könnte. Und wir hatten uns den Tobi Rosswog eingeladen, der ja auch sich viel mit geldfrei-leben, andere Ökonomie, Tauschlogigfreiheit beschäftigt und er hat uns dafür einen Input gegeben. Lohnarbeitskritik war auch mit dabei, weil das glaube ich gerade viele junge Menschen so beschäftigt, die 40 Stunden die Woche arbeiten, um sich dann aber vielleicht später inzwischen nicht mal mehr ein Haus und ein Auto leisten zu können und eben auch gar nicht mehr diese Statussymbole oder diese Anhäufung von Reichtum überhaupt als Ziel haben. Genau, und da einfach mal so ganz radikal andere Ideen zu bekommen, wie es auch anders sein könnte und wie sich das auch im Kleinen vielleicht schon in dem jetzigen System umsetzen lässt.
Simone: Ja, das hat, glaube ich, wirklich viel nochmal zu einem neuen Blickwinkel gebracht. Vielleicht auch, weil ja nachhaltig Leben oft erst mal die Ökologie so in den Vordergrund rückt und das Soziale bei uns auch in Sieben Linden und Ökonomie ist auch in Sieben Linden immer eher nochmal wie so ein Stiefkind vielleicht in diesem Reigen der Nachhaltigkeit. Also super, dass ihr euch dem so angenommen habt und ich weiß von euch auch, dass ihr ja mit Ökonomie selber gespielt habt auf diesem Festival. Erzähl mal, wie wart ihr finanziert und was habt ihr dann daraus gemacht?
Hanna: Wir haben letzten Herbst noch ganz spontan einen Förderantrag geschrieben an die EU, die das Projekt gefördert hat. Damit konnten wir das zum allergrößten Teil finanzieren und für den anderen Teil haben wir dafür eine Bieterunde gemacht, so dass es eben solidarisch finanziert ist. Wir haben quasi keinen Preis mit ausgeschrieben, sondern gesagt, jeder kann geben, was er kann und möchte, so dass eben auch alle Menschen teilnehmen können, die vielleicht nicht so viel Geld haben. Wir hatten zum Beispiel Leute aus der Wanderuni, die gerade kein Geld verdienen oder Studierende, die vielleicht auch nicht so wahnsinnig viel Geld haben und dass das eben von der Gemeinschaft getragen wurde und die Leute, die mehr geben konnten, mehr gegeben haben, um andere Menschen mit zu finanzieren und dann total schöne Runde daraus entstanden ist und das sich sehr nach großer Fülle angefühlt hat danach.
Simone: Was hast du selber in deiner Bieterunde gelernt über Geben und Nehmen?
Hanna: Ich fand es richtig spannend, sich mal von diesem Gedanken abzukoppeln, so was ist das in Geld wert sozusagen, also dieses, sonst immer so, das kostet das und das kostet das, also gebe ich so und so viel, sondern einfach so, ja, was gibt mein finanzieller Spielraum gerade her, was möchte ich beitragen, wie viel möchte ich andere Menschen mit unterstützen, was kann ich mir leisten? Und eben auch die eigenen Privilegien zu hinterfragen.
Ich glaub, Geld ist halt auch ein sehr intimes Thema, worüber auch in der Gesellschaft sonst wenig geredet wird. Wir haben vorher auch einen Austauschraum gehabt, wie geht’s mir mit dem Thema, was sind meine Erfahrungen damit? Und zu sehen, wie divers auch das ist von „Ich hab damit gar kein Problem“ zu „Ich kann kaum drüber reden, weil mich das so triggert.“ Und da in so einer Runde zu sitzen und zu sagen, Und wie möchte ich beitragen zu diesem Projekt?
Simone: Ja, schön. Dann lass uns doch mal reinhören. Wir haben einige Stimmen gesammelt von euren Teilnehmenden. Und ich kann nur sagen, wir sind nur leuchtende Augenpaare gegenüber gesessen, die irgendwie auf ihre Weise offensichtlich eine richtig gute Zeit erlebt haben.
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Laura
Laura: Ich bin Laura, bin das erste Mal in Sieben Linden und bin auf Berlin angereist. Ich komme ursprünglich aus München und lebe aber gerade in Berlin und bin schon länger immer mal wieder in verschiedenen Gemeinschaften und jetzt das erste Mal in Sieben Linden. Ich bin ganz begeistert.
Simone: Wow, also aus der großen Stadt aus Berlin nach Siebenlinden, wie ist der Switch für dich?
Laura: Ja, ich war tatsächlich unmittelbar vor Sieben Linden jetzt nicht in Berlin, aber prinzipiell ist es natürlich ein großer Unterschied. Also tatsächlich, Als ich ins Dorf reinkam, ist mir gleich aufgefallen, dass irgendwie alle so gut gelaunt sind. Und das vor ein Kind, das auf einer Schubkarre geschoben wurde. Und das musste irgendwie schmunzeln, weil ich so dachte, das sieht irgendwie aus wie in so einem Bilderbuch. Also ja, tatsächlich ist die Natur richtig schön. Man hört auch die Vögel im Hintergrund. Also es ist wirklich ein Ort, dem anzumerken ist, wie viel Liebe hier drin steckt. Und auch so dieses die Natur wieder lassen, fand ich sehr spürbar. Also dass es nicht Dinge sind, die jetzt aktiv irgendwie angelegt sind, sondern dass man einfach schaut, was will denn die Natur und wir lassen sie einfach in Ruhe.
Simone: Ja, jetzt hast du hier ein paar Tage Gruppenerfahrung gemacht. Was ist für dich so ein Aha-Moment?
Laura: Also so mit den anderen Menschen oder auch inhaltlich? Ich bin sehr beeindruckt davon, wie konkret wir wirklich hier oder wie erfahrbar wir diese die wir uns so überlegen. Jetzt komme ich gerade aus einem Workshop, wo wir uns auch überlegen, was sind denn konkrete Räume, die wir schon kennen, wo dieser kulturelle Wandel, den wir alle so ersinnen oder auch schon leben, zum Teil, wo der schon gelebt wird. Ich hatte einige Momente, wo ich wirklich sehr inspiriert war. Für mich wird es immer konkreter, dass ich auch selber in Gemeinschaft leben möchte, weil ich hier so erfahre, dass vieles von dem, was ich sonst in in der Stadt Versuche einfach sehr viel einfacher geht.
Also angefangen von den Komposttoiletten über die Solaranlage, die das Duschwasser erwärmt, über auch jetzt hier dieses gemeinschaftliche Leben. So Sachen wie, ja eigentlich ist es normal in Gemeinschaft zu sein und wenn ich mich mal zurückziehen will, dann gibt es dafür Räume und Bewusstsein, aber ich bin nicht einsam unter vielen, sondern wir machen die Dinge gemeinsam und dann sind wir richtig wirksam und können richtig viel schaffen.
Simone: Das klingt total gut. Lernst du auch etwas von den anderen, die hier mit auf dem Utopial Festival sind? Also von euch miteinander, wie könnt ihr euch inspirieren?
Laura: Na klar, ganz viel. Das Orga-Team hat Wahnsinn, also hat, würde ich sagen, das Grund-Miteinander reingebracht. Und natürlich die Struktur und ganz vieles von dem, was dann aber darin an Inhalten ist, ist auch aus der Gruppe entstanden. Ich muss gerade sagen, stimmt nicht ganz, weil ganz tolle Beiträge waren wirklich schon auch davor geplant, also zu Tauschwirtschaft, zu verschiedenen Alternativen zum kapitalistischen System, einen ganz tollen Film gesehen. Und aber eben viel entsteht auch zwischen den Workshops in Gesprächen und es sind alles Menschen, die wirklich sehr offen sind, engagiert sind, liebevoll, es ist ein sehr liebevolles Miteinander hier. Schauen, dass wir irgendwie alle mit offenem Herzen hier sein können und uns auch unterstützen, wenn es mal was anderes braucht, als nur ein Einchecken, sondern irgendwie, wenn man merkt, okay, da braucht jetzt jemand irgendwie was.
Simone: Jetzt ist es wahrscheinlich schwerzu sagen, wenn man noch hier ist, aber hast du schon irgendwas im Sinn, was du ganz konkret mitnimmst für dein Leben nach diesem Festival?
Laura: Ja, auf verschiedenen Ebenen. Also angefangen mit einem tollen Shampoo, was ich hier gekauft habe, also ganz klein konkret, hinzu. Tatsächlich zieht es mich seit Jahren in Gemeinschaft und es wird jetzt hier für mich konkreter, dass ich in den nächsten ein, zwei Jahren in eine Lebensgemeinschaft ziehen möchte. Und der ganz große Punkt war für mich unsere Diskussion hier zum Thema Lohnarbeit, weil ich bislang immer schon irgendwie die Idee hatte, das ist meine gesellschaftliche Verantwortung oder ich bin eine gute Bürgerin, wenn ich einer Lohnarbeit nachgehe und das hier gerade für mich wandelt zu einem „Puh, die meiste Lohnarbeit, die wir verrichten in unserer Gesellschaft ist auf Kosten von anderen oder auch der Umwelt, meistens beidem wahrscheinlich.
Und wie wäre eine Welt, in der wir die Dinge tun, die uns begeistern und schauen, dass natürlich alles gesellschaftlich das gemacht werden muss, auch gemacht wird, aber eben anders organisiert. Dass das Leben wieder in der Arbeit stattfindet und nicht danach. Wirst du deinen Job hinschmeißen? Ich werde ihn nicht ganz hinschmeißen, aber ich werde versuchen, ihn weiterhin auszuüben, aber vielleicht nicht innerhalb eines Systems, was mir dass es mir so ungesund mittlerweile vorkommt, sondern zu schauen, dass ich wieder mehr in eine Herzensarbeit komme.
Simone: Darf ich fragen, was du machst?
Laura: Ich bin Ärztin. –
Simone: Du bist Ärztin?
Laura: Ja, Ärztin und Gestalttherapeutin. Das heißt, ich bin tatsächlich … Also, ich hab schon in meiner Ausbildung beides versucht. Die Gestalttherapie ist ja außerhalb des Gesundheitssystems. Und das ist das, wo ich merke, da kann ich Heilungsräume aufmachen. Als Assistenzärztin, also ich bin erst seit einem Jahr im Job und bin gerade zwischen zwei Jobs. Aber in diesem System habe ich bis jetzt erlebt, dass es einfach ein System ist, was nicht so gesund ist oder was einfach zu viel Überforderung führt innerhalb dieses Systems.
Simone: Ein Gesundheitssystem, was nicht ganz gesund ist.
Laura: Genau.
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Danilo
Danilo: Ja, ich bin der Danilo und lebe gerade in Osnabrück in einem selbstverwaltenden Studentenwohnheim und studiere dort Kognitionswissenschaften, aber auch immer weniger gerne, weil ich merke, dass es mich viel mehr in andere Richtungen zieht, also so in Richtung Gemeinschaftsbildung oder Projektbegleitung. Ja, das kann ich mir schon eher vorstellen, ökologische und soziale Projekte reinzugehen und mich in den nächsten Jahren dem so ein bisschen hinzugeben.
Simone: Was hat dich auf das Festival hier geführt?
Danilo: Eine Empfehlung von Annika, die hier in Sieben Linden ein FÖJ macht und die ich in der Liebesschule kennengelernt habe im ZEGG.
Simone: Wenn du jetzt auf die letzten Tage blickst, auch auf das Mittagessen hier, wir sitzen hier irgendwie gerade so mega paradiesisch unter den Birken und Kiefern im Halbschatten. Die Leute sitzen hier schon mit ihren Tellern und essen. Wie geht’s dir hier?
Danilo: Ich fühle mich hier pudelwohl. Also über die Tage auch zunehmend mehr. Ich habe wirklich so das Gefühl, ich kann hier total ankommen mit all dem, was in mir ist. Und es sind einfach viele Momente, wo ich merke, hier sind Menschen, die sind liebevoll und aufmerksam und freudvoll. Das können spontane Begegnungen jederzeit passieren. Und ja, ich fühle mich wohl.
Simone: Das klingt total schön. Was sagst du? Du strahlst auch so dabei. Gibt es so etwas, was dich besonders beeindruckt hat? Oder was du vielleicht mitnimmst nach Hause?
Danilo: Ja, also wir hatten einen Workshop mit Tobi. Und auch einen Workshop von Ruben von der Amsel44 aus Wolfsburg. Zum Thema Direct Action. Und es war viel so in Richtung Kapitalismuskritik, Systemkritik und einfach wahnsinnig klar auf den Punkt gebracht. Also so klar, dass ich einfach oft lachen musste, als ich das gehört habe, diese Formulierung. Und dann fand ich diesen Aspekt total spannend von politischem Aktivismus als etwas, was man als Teil des Alltags begreifen kann. Also so künstlerisch-politische Aktionen im Alltag.
Das ist, glaub ich, ’ne große Sache für mich, die ich mitgenommen hab. Mhm. – Dass ich da einfach kreativer sein kann und auch mal so die Normalität aufbrechen kann. Mhm. Und darf das auch Spaß machen? Auf jeden Fall. Vielleicht ist das auch ein großer Teil des Aktivismus, denk ich mir, dass … ja, Situationen, in denen Menschen irgendwie in so ’nen Ernst abdriften und irgendwie auch … aus einer gesellschaftlichen Struktur heraus, die einfach ziemlich starr und ernst ist, ja, das aufzubrechen, das erinnert ja vielleicht auch daran, warum wir eigentlich Mensch sind oder worum es eigentlich geht.
Simone: Hast du Freude und Leichtigkeit hier mit der Gruppe auch haben können? Oder seid ihr doch sehr mit ernsten, tiefen und politischen Themen unterwegs?
Danilo: Ich find, es ist ’ne sehr schöne Balance. Es ist nicht nur schön und nur freudvoll, sondern es sind auch oft Themen und Gespräche da, die mich persönlich, wenn ich alleine darüber nachdenke, total belasten und mich in Momente von Hoffnungslosigkeit aufbringen. Ich habe aber das Gefühl, hier in der Gruppe können diese Gespräche dann eine andere Wendung nehmen. Weil hier doch ein Feld der Hoffnung entsteht.
Simone: Was glaubst du, wenn du wieder zu Hause angekommen bist in zwei, drei Wochen, woran wirst du dich erinnern?
Danilo: An die quakenden Frösche.
Simone: Das praktische Miteinander. Ihr habt ja auch schon einiges zu tun hier. Es sind Komposttoiletten, es ist alles ein bisschen umständlicher vielleicht als zu Hause. Wie klappt das mit euch? Wie arbeitet ihr zusammen?
Danilo: Also wir hatten vorgestern Abend ein Gespräch und da kam so dieser Satz „Selbstorganisation ist geil“. Und ja, das ist ja eigentlich, dass so die Jobs morgens verteilt werden, die anstehen. Und von meinem Gefühl her läuft das total gut. Also jeder hat so ein bisschen Auge offen. Und dann gibt es natürlich das Orga-Team, die das alles vorgedacht haben und sich da eine wahnsinnsgute Struktur überlegt haben. Ich bin total begeistert. Und so spielt es total organisch zusammen, finde ich. Ja, also ich feiere das Orga-Team auch, die jungen Leute aus Sieben Linden, die das ins Leben gerufen haben.
Simone: Das ist echt schön, dass ihr alle da seid und ich freue mich da selber auch total dran.
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Annika
Annika: Hallo, ich bin Annika. Ich mache gerade einen Freiwilligendienst hier im Garten und im Wald und ich bin diese Woche auch beim Utopia dabei gewesen als Teilnehmerin und habe teilweise auch Sachen angeleitet.
Simone: Wie geht’s dir? Die Stimmung hier auf dem Platz ist irgendwie richtig nett.
Annika: Ja, es ist super entspannt gerade. Wir haben gerade Open Spaces und man ist ganz frei, ob man jetzt mitmachen möchte oder nicht. Und ich habe gerade entschieden, dass es mir zu viel ist und dass ich genug erlebt habe die letzten Tage und dass ich gerade eine Pause brauchte. Es war total schön, einfach in der Hängematte zu liegen und hier so den Ort mal zu genießen und richtig viel Zeit zu haben. Und Menschen um mich herum, die einen hört man reden, die anderen spielen und haben irgendwie ein bisschen Yoga gemacht. Es war total schön, da einfach zwischendrin zu sein und aber so trotzdem ganz für mich sein zu können.
Simone: Also am lautesten ist, finde ich, gerade dasklappern der Töpfe hier aus eurer Outdoor-Küche und das zieht so einen Duft rüber nach Mittagessen. Wie macht ihr das mit den Mahlzeiten und wie schmeckt es?
Annika: Wir haben ganz tolle Unterstützung bekommen von Jonas, der sich Zeit genommen hat und extra für uns gekocht hat die ganzen letzten Tage und dann hat immer noch eine Person hier aus dem Camp geholfen, jeweils vormittags und nachmittags beim Kochen. Ja und dann schmeckt es super, wie es hier in Siebenlinden immer richtig gut schmeckt.
Simone:
Habt ihr mit unseren Zutaten aus dem Garten gekocht? Gab es veganes Essen, vegetarisch?
Annika: Das Essen war die ganze Woche vegan und wir haben auch Zutaten aus dem Garten verwendet. Da es aber ja noch relativ am Anfang der Saison ist, haben wir auch zugekauftes Gemüse verwendet. Und gestern gab es aber Mangold, der war auf jeden Fall aus dem eigenen Garten. Das war auch schön, weil den habe ich letzte Woche geerntet.
Simone: Stimmt, du bist ja im Gartenteam auch bei uns, hast das alles angepflanzt und angesät. Es ist natürlich dann auch schön, wenn es irgendwann auf den Tisch kommt. Ja, wie ist die Gruppenerfahrung für dich? Wie erlebst du euch, die 30 jungen Menschen hier, über die letzten Tage?
Annika: Es ist total schön, wie wir zusammengewachsen sind. Für mich waren viele bekannte Gesichter dabei und ich habe schon am Anfang einige Leute so ein bisschen gekannt, teilweise auch eingeladen und es ist dann total schön zu sehen, dass die Menschen gekommen sind und dass alle da sind. Es ist total inspirierend, mit so vielen Leuten zu sein, die irgendwie so grob ’ne ähnliche Vorstellung haben. Und sich auszutauschen und entspannt Zeit zusammen zu verbringen. Ich hab das Gefühl, ich kann total ich sein hier. Es ist alles willkommen und … es gibt keinen Druck irgendwie, das find ich richtig schön. Das tut gut.
Simone: Hast du für dich so ’nen Aha-Moment erlebt, was das Inhaltliche angeht? oder so eine Erkenntnis, kannst du da schon was zur Ernte sagen?
Annika: Ja, ich glaube, ich kann zwei Sachen sagen. Wir hatten uns gestern mit dem Thema Geld und neue Ökonomien beschäftigt. Und das fand ich total wertvoll, da wirklich mal reinzuspüren und drüber zu sprechen, auch in den Austausch zu gehen. Welche Assoziationen hab ich denn mit Geld? Was hab ich für Erfahrungen gemacht und wo kommt das her? Und warum geh ich da vielleicht so damit um, wie ich damit umgehe?
Dann gab es noch einen anderen Moment, dass ich selbst einen Workshop eingeboten habe. Und das war einfach auch total schön, weil ich gemerkt habe, wie ich da auch in meiner Kraft war und wie das auch einfach ist, was ich machen möchte. Und so auch die Chance zu bekommen, hier sich selbst auszuprobieren, nicht nur in einer Teilnehmendenrolle, sondern dass es auch immer wieder die Möglichkeit gab, Dinge reinzugeben, die den Teilnehmenden wichtig sind. Das fand ich auch wirklich sehr schön.
Simone: Welchen Workshop hast du geleitet? Lieblingswelt.
Annika: Lieblingswelt, ja. Wir haben uns mit den Glaubensgrundsätzen der Welt, die es gerade gibt, mit all ihren Krisen beschäftigt und versucht zu erforschen, welche Glaubensgrundsätze könnten denn dieser Gesellschaft zugrunde liegen. Und genauso haben wir uns dann auch damit auseinandergesetzt, welche Glaubensgrundsätze gäbe es in der Welt, wie wir sie uns wünschen, wie wir sie uns vorstellen. Was treibt die Menschen da an und wie denken wir zu Themen wie Geld und Macht, dem Umgang der Menschen miteinander und mit der Natur. Und dann haben wir uns in Bewegung begeben und sind durch den Raum und durch die Welten gewandert. Und es war total schön zu sehen, was da für Dynamiken entstehen.
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Freidrich
Friedrich: Ich heiße Friedrich, ich bin das erste Mal in Ökodorf Sieben Linden. Und das, was ich hier erleben wollte, hat stattgefunden. Ich bin sehr froh über den Kurs, den wir zusammen geplant haben, von Menschen, die sich davor nicht kannten. Über Utopien oder auch konkrete Utopien. Es brauchte ein bisschen, um reinzukommen, aber jetzt, denke ich, konnte ich mich gut erden.
Simone: Was hat dich hierher gebracht? Welche Idee oder welcher Wunsch? Oder vielleicht auch irgendwas, was dir fehlte?
Friedrich: Ich bin Künstler und mache gerade eine Recherche zu Utopien. Thema Utopie und Kunst, wie das miteinander einhergeht, aber auch, was es überhaupt für Konzepte oder Ideen über Utopien gibt. Und deswegen auch konkrete Utopie, wie was konkretisiert werden kann oder was es schon konkret gibt. Das möchte ich jetzt mal gucken, wie lange es dauert, aber erforschen. Natürlich liebe ich auch Austausch und Verletzung. Ich denke, ein Kurs oder ein Festival, was „Utopial“ heißt, da werden wohl auch Menschen hingehen, die sich für Utopien interessieren oder genau diese Themen. Und das ist dann tatsächlich auch so passiert. Und genau das war meine Motivation.
Simone: Das heißt, du brennst für Utopien?
Friedrich: Ja, und Umsetzung.
Simone: Hast du einen Aha-Moment in dieser Hinsicht?
Friedrich: Ich würde sagen, durch diese Freiheit, weil ich sonst im Alltag auch viel so, ja, Projekte, Konzepten bin und so, kurz vorm Gewitter, dass ich auf der Bank saß und einfach so alles durch mich fließen lassen hab und dann sozusagen, ja, vielleicht so, da wo man die Seele verorten würde, ich weiß nicht, ob ich an die Seele glaube, aber einfach so, also so ein Gefühl von außen und innen, so ein Durchfließen gespürt habe. Und dann habe ich die Bäume angeguckt, wie sie gerauscht haben im Wind und da war noch die Sonne und am anderen Himmelspunkt kamen schon die dunklen Wolken. Genau, und einfach dieses mit der Mitwelt verbunden fühlen und so ein Durchfluss.
Simone: Ich kenne diese Momente vor Gewittern, ich weiß genau, was du meinst und wie schwer die auch mit Worten sind. überhaupt zu beschreiben. Das ist auch so eine Spannung.
Friedrich: Ja, was ich auch sehr schön fand, eben so verschiedene Menschen aus verschiedenen Richtungen auch, die hier zusammenkommen und auch vielleicht sind da Widerstände oder Hürden oder so, aber am Ende hat man sich zusammengefunden. Das interessiert mich ja auch oder ich denke, das ist auch sehr wichtig für eine utopische oder eine positive Gesellschaft, dass auch Diversität es schafft im Miteinander zu sein.
Simone: Allerdings. Gibt es in Sieben Linden, also an diesem Ort einen Punkt, der dich sehr inspiriert hat? Irgendwas aus unserer Infrastruktur, einen Menschen von uns oder die Art, wie wir hier leben?
Friedrich: Ich würde sagen, viele Menschen. Und ich bin auch so ein Mensch, der gerne etwas universell betrachtet, aber gerne auch im Detail. Einfach überhaupt als Mikro-Utopie würde ich jetzt mal bezeichnen. Ja, dass das so existiert und nicht komplett geschlossen ist. Weil das gibt es ja auch oft, dass Leute sich komplett rausziehen und dann in sich sozusagen abschotten. Und ich habe das Gefühl, dass hier eine Kommunikation nach außen ist. Sonst wäre ich ja nicht hier. Das finde ich sehr gut und das ist, Das ist nicht nur ein wichtiger Ansatz, sondern es ist wichtig. Also Projekten. Einfach, dass das existiert.
Simone: Ja, toll, dass du hierher gekommen bist. Woher?
Friedrich: Ich lebe in Zeitz, Sachsen-Anhalt, Zipfel von Sachsen-Anhalt. Aber auch noch nicht so lange. Und pendel zwischen da und Berlin. Ich bin also aus Berlin hierher. Und aus dem Massen-Vibrieren, Pö-A-Pö durch die Orte, Dann mit dem Bus gefahren von Salzwedel.
Simone: Das ist ja auch ein interessantes Kontrastprogramm.
Friedrich: Das stimmt.
Juliane
Juliane: Hallo, ich bin Juliane, ich bin 24 Jahre alt und ich bin nicht zum ersten Mal in einem Ökodorf. Ich bin sehr interessiert an Ökodörfern und habe auch selbst schon ein paar Monate in einem gelebt.
Simone: Wie kam das denn?
Juliane: Also ich studiere Ökolandbau und in dem Rahmen hatten wir ein Praxissemester und dann habe ich mich entschlossen, das im ZEGG zu verbringen. Da habe ich im Garten gearbeitet.
Simone: Ja, es ist ein total idyllischer Platz hier bei euch, Juliane. Da hinten ist so eine gemütliche Sitzecke unter einem Feld mit Bücherregal. In der Küche klappert es hier schon. Es ist so eine kleine Outdoor-Küche und wahrscheinlich gibt es bald Mittagessen. Zumindest riecht das so. Im Hintergrund haben wir die Sägen von unserem Waldteam. Ich hoffe, die stören euch jetzt nicht zu sehr beim Zuhören. Wie geht’s dir hier am Platz nach den Tagen, die ihr zusammen beim Utopia Festival verbringen konntet?
Juliane: Ich bin sehr genährt und es war irgendwie total schön, so viele Menschen zu treffen, die so ähnlich ticken. Und ich war auch schon häufiger in solchen Gruppen vorher. Aber hier ist es irgendwie schon sehr besonders. Also, es geht mir hier sehr gut.
Simone: Magst du das nochmal näher beschreiben? Wenn du sagst, es geht dir hier sehr gut, gibt es eine besondere Stimmung, die du eingefangen hast?
Juliane: Irgendwie spüre ich eine große Ruhe. Also es wirkt zwar jetzt so alles so ein bisschen trubelig mit der offenen Küche, Aber irgendwie ist da so eine Entspannung. Und ich glaube auch, dass Entspannung total wichtig sein könnte. In Zukunft, die hier gerade so kultiviert wird, dass man sich in der Gruppe auch so aufgehoben fühlt. Ich fühle mich in der Gruppe integriert, ich fühle mich gesehen. Ich muss mich nicht verstecken, egal mit welchen Gefühlen. Und irgendwie ist da so eine Entspannung in meinem gesamten Nervensystem. Und auch in der Gruppe spüre ich diese Entspannung. dass es so einfach sein kann, zusammen zu sein in einer Gruppe, und man sich gar nicht anstrengen muss. – Mhm.
Simone: Was ist ein Aha-Erlebnis von dir?
Juliane: Dass das Thema Geld so emotional belastet ist. Weil ich bin in den Geld-Workshop reingegangen, mit einer totalen… also mit so einer Leichtigkeit. Und ich dachte, ach, das wird doch ganz toll und schön und spannend. Und dann war da auf einmal so eine Schwere im Raum und so eine Traurigkeit. Da war ich wirklich ganz schön überfordert in dem Moment, weil ich echt nicht gedacht hätte, dass Geld so emotional belastet ist.
Simone: Kannst du damit was machen? Hast du auch ’ne Idee zu Geld bekommen oder zu Wirtschaften, zu deiner persönlichen Ökonomie, wo hinterher vielleicht dein Leben sich ein Stück verändern wird?
Juliane: Ich glaub, ehrlich gesagt, dass es total wichtig ist, anzuerkennen, dass dieses Thema einfach nicht frei ist von Emotionen. Ich glaube, das wird mich in jedem Fall jetzt in Zukunft weiterbringen. Außerdem habe ich auch in dem gleichen Moment einen Moment der Fülle erleben dürfen. Also wir hatten noch eine Bieter:innenrunde, wo jeder Geld in einen Topf reingeschmissen hat oder auch rausgenommen hat. Und wir haben so viel plus. Das war ein riesiger Füllemoment, den ich da erleben durfte. Und ich glaube, diese Füllemomente, die darf ich jetzt noch mehr mitnehmen in meinen Alltag. Aber gleichzeitig auch anerkennen, dass es einfach ein emotionales Thema ist.
Simone: Was wirst du nach dem Workshop tun oder was wird in deinen Alltag hineinstrahlen?
Juliane: Also ich habe jetzt in jedem Fall mehr wieder eine Richtung beruflich, also dass ich irgendwie wieder verstehe, warum ich studiere, was ich studiere.
Simone: Ökolandbau war das, ja?
Juliane: Genau, in Eberswalde. Und dass ich auch, also Tobi, der einen Vortrag bei uns gehalten hat, hat mich sehr inspiriert, mit diesem Thema Utopien in die Welt bringen und einfach total mit so einer Selbstverständlichkeit Utopien reinbringen, also den Horizont der Mitmenschen weiten und ich habe das Gefühl, dass das auch eine Sache ist, die ich sehr, sehr, sehr gerne mache, dass ich meinen Optimismus den Menschen so mitgebe.
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Simone: Wow, so eine reiche Ernte, so viele Stimmen direkt aus diesem Camp zu hören, das hat mich schon sehr umgehauen, Hanna. Und es wurde ja auch erwähnt, immer wieder, wie gut ihr organisiert seid, ja, also wie gut ihr, die jungen Menschen aus Sieben Linden, dieses Festival einfach in einen Rahmen gepackt der einerseits irgendwie so eine tolle, grobe Struktur geboten hat und andererseits aber auch ganz viel Freiraum für Kreativität und dass man eben nicht so eine passive Teilnehmende ist, sondern weiß, hey, ich kann hier mitgestalten. Was war eigentlich dein persönliches Highlight jetzt aus der Woche? Also es gibt vielleicht mehrere, aber eins davon.
Hanna: Genau, also die ganze Woche war voll mit richtig tollen Momenten und was jetzt aber gerade noch so sehr präsent ist, Das ist so der Abschiedsabend gestern. Wir haben eine Open Stage im Amphitheater gemacht und dann fing es an zu nieseln. Dann sind wir in die Jurte geflüchtet und haben da Feuer angemacht und saßen dann alle ums Feuer rum. Und dann ist irgendwie ganz viele Sachen auf einmal entstanden. Dann hat einer angefangen zu rappen und hat einen Beat angemacht und hat eigene Texte vorgetragen. Danach ist so ein Freestyle-Rap entstanden. Es gab so ein selbstgebautes Didgeridoo, womit ganz viel gespielt wurde.
Die Stimmung war richtig schön und nochmal so das gemeinsame Beisammensein am letzten Abend. Und schon so ein bisschen Revue passieren zu lassen, was alles passiert ist. Was ich auch richtig schön fand, war zu sehen, wie wir diesen Raum geschaffen haben für 30 junge Menschen hier am Platz, das auch erleben zu können und dass wir das weitergeben können, was wir hier erleben dürfen.
Simone: Ja, wir haben bis jetzt nur Lob gehört. Gab es doch irgendeinen Optimierungsbedarf? Hat jemand geäußert aus dem Organisationsteam oder von den Teilnehmenden, was sollte besser sein, wenn man so was nochmal machen würde oder anders?
Hanna: Wir haben jetzt ja tatsächlich noch nicht in unsere Feedbackbögen reingeguckt. Da gibt es bestimmt noch ein paar Sachen, die man noch optimieren kann. Und ich glaube auch so den Orga-Aufwand für so zwischendurch lässt sich auch noch ein bisschen optimieren. Aber ich glaube so für unser erstes Festival, was wir so gemeinsam organisiert haben, ist es richtig, richtig gut gelaufen. Und auch wenn es zwischendurch schon echt anstrengend war und ich abends richtig kaputt ins Bett gefallen bin, würde ich sagen, war es ein ziemlicher Erfolg für uns alle. Und was auch richtig schön ist, wie es uns als Sieben Linden – junge Menschen mehr zusammengebracht hat, also daraus auch irgendwie eine richtig schöne Gruppe noch entstanden ist, auch wenn wir uns alle natürlich vorher kannten, haben uns halt jede Woche getroffen und irgendwie an diesem Festival zusammengearbeitet haben und das schweißt auch zusammen.
Simone: Ja, sowas gibt nochmal richtig Schub. Darf ich mir noch was wünschen, was anders sein könnte?
Hanna: Na, sag mal.
Simone: Ich fände es schön, wenn wir ein paar Mal organisieren, dass wir wirklich zusammen essen, weil ihr hattet ja so eure eigene Verpflegung organisiert. Ich würde es sehr schön finden, wenn wir ein, zwei, dreimal das so organisieren zukünftig, dass die Bewohnerinnen von Sieben Linden, die ja auch immer zusammen essen, wirklich mit allen Teilnehmenden zusammenkommen. Weil zusammen essen ist einfach so eine Zeit, wo man auch mal kleinere Gespräche in kleineren Gruppen und so haben kann. Aber es war übrigens sehr toll, dass ihr uns zu dem Fest eingeladen habt. Wollte ich mich auch nochmal bedanken. Freitagabend hattet ihr ja den Platz so geöffnet, dass wir alle einen wunderschön beleuchteten Waldrand haben konnten, wo es Tanzen gab und alkoholfreie Getränke und und und. Also das war echt richtig super, das bauen wir noch aus. Genau, das fand ich auch.
Hanna: Also wir hatten ja sogar die Gemeinschaft auch zum Abendessen eingeladen, aber dadurch, dass eben räumlich so getrennt war, war es glaube ich so die Hürde vielleicht rüber zu kommen ein bisschen größer. aber genau da noch ein bisschen mehr Verbindung zu schaffen zwischen der Gemeinschaft und den jungen Menschen, die hier am Platz waren.
Simone: Ja cool, ich denke es geht auf jeden Fall weiter, oder?
Hanna: Also Lust haben wir auf jeden Fall. Jetzt steht erst mal noch die Projektabrechnung an und erst mal noch alles einsammeln, was passiert ist und genau, aber wir sind auf jeden Fall motiviert, so was in Zukunft noch mal zu machen.
Simone: Ja klar, nach dem Festival ist vor dem Festival und wir unterstützen euch, also ihr Oldies aus Sieben Linden, glaube ich, auch richtig gerne, weil uns das allen gut tut, diese Kontakte zu haben, die auch über unsere Bubble hinausgehen, ja, mit neuen Menschen in Kontakt zu stehen. Das ist richtig schön. Und Hanna, du bist als FÖJlerin hier gestartet, das hattest du eben ja auch erwähnt. Ist das eine gute Lösung, auch wenn jetzt junge Menschen zuhören und sich interessieren für Sieben Linden, mal hier so einen Freiwilligendienst zu machen?
Hanna: Ich kann es auf jeden Fall empfehlen. Ich bin hier mit der Absicht hergekommen, nach einem Jahr wieder zu gehen und war dann so fasziniert von diesem Ort, dass ich dachte, ja, hier kann ich noch ganz viele andere Sachen lernen. Und ich glaube einfach, das ist ein riesiges Lernfeld, was man hier als junger Mensch hat. Hier ist so viel Erfahrungswissen vor Ort von ganz vielen Menschen in unterschiedlichen Bereichen und so selbst wenn es nur für ein Jahr ist, es wahnsinnig bereichernd ist. Gerade wenn man vielleicht noch so ein bisschen auf der Suche ist, wo es lang geht in seinem Leben.
Aber auch so ist es immer, glaube ich, eine gute Idee, hier mal vorbeizuschauen. Und was ich noch erwähnen will, ist natürlich auch, wie cool es ist, dass wir dieses Festival an diesem Ort hier machen konnten, wie viel Infrastruktur es hier schon gibt und wie einfach es uns quasi gemacht ist, so was umzusetzen. Das wäre an jedem anderen Ort so viel aufwendiger und durch das ganze Ehrenamt und den Support, den wir auch bekommen haben hier.
Simone: Ja, schön. Du, dann wünsche ich dir, dass du dich jetzt erstmal auch ein bisschen erholt nach der Aufregung, den Emotionen, den Abschieden. Und vielen Dank, dass wir sprechen konnten, so frisch mit den ganzen Eindrücken.
Hanna: Ja, danke für das Gespräch.
Simone: Das war sie, die neue Folge des Ökodorf-Podcasts aus Siebenlinden. Besuche uns auf www.siebenlinden.org oder komm zu Seminaren ins Ökodorf Siebenlinden in die ländliche Altmark. Auch in unseren neuen Online-Kursen der Webinarwelt kannst du alles über Nachhaltigkeit und Gemeinschaft lernen. Der Ökodorf-Podcast aus Siebenlinden ist eine Produktion vom Freundeskreis Ökodorf e.V.