Bilder aus dem Ökodorf Sieben Linden

Unser Adventsgärtlein – die Spirale zwischen Licht und Dunkel


Das „Adventsgärtlein“ mit unseren Kindern ist ein zauberhaftes Ritual, das wir seit 20 Jahren immer kurz vor Weihnachten feiern. Traditionen sind in Sieben Linden genauso wichtig wie Neuerungen oder bewusste Brüche mit Konventionen!

Also, ich nehme dich mit ins Adventsgärtlein. Wie immer warten Eltern und Kinder im Flur vor einem Gemeinschaftsraum. Pssssssst …. draußen wird es dunkel und die Spannung steigt. Geigenmusik ertönt, endlich flüsterleise eintreten und einen Platz im Kreis finden.
Eine riesengroße Spirale aus Kieferngrün am Boden, der Nadelbaumduft in der Luft und in der Mitte eine stattliche Kerze. Instrumentalmusik, Weihnachtslieder, ein Kind nach dem anderen durchschreitet die Spirale mit einer eigenen Kerze und entzündet diese an der Flamme im Zentrum. Auf dem Rückweg wird die Kerze am Spiralweg abgestellt. Ein junger Mensch nach dem anderen durchläuft die Formationen und macht sich für die anderen sichtbar. Die meisten bewegen sich langsam, fast andächtig, manche auch unsicher oder eilig. Die Menschen im äußeren Kreis nehmen heute wahr, wie die Kinder sich entwickelt haben im Jahresverlauf. Unsere Augen sind Zeugen, wie das Licht sich vervielfacht, ausbreitet – nach und nach erleuchten die Kerzen der Kinder wunderschön die ganze Spirale.

Es ist ein ruhiges Ritual und an seinem lichten Höhepunkt halten wir inne und genießen. Dann die Umkehr, das älteste Kind löscht nun von außen nach innen wieder alle Kerzen, es wird dunkler und dunkler im Raum, bis schließlich die zentrale Flamme erlischt und wir für eine kurze Ewigkeit in der stillen Finsternis sitzen. Die Zimbel erlöst uns. Jede einzelne Kerze, die nun den Adventskindern zum Mitnehmen übergeben wird, steht für das eigene innere Licht, das sie weitergeben können an alle, die sie treffen.

Margeaux neben mir wispert mir zu: „Das war so ein schönes Ritual“. Wie schön, dass sie das sagt. Ich nicke so lautlos ich kann und würde gern noch eine weitere Ewigkeit hier sitzen und zum Jahresende hin meine Gedanken in Spiralen ein- und wieder auswickeln.

Simone Britsch

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