Das Immunsystem unseres Planeten
Aktuelle politische Diskussionen in Sieben Linden
Wir sehen uns im Ökodorf Sieben Linden als ein politisches Projekt. Unser wesentlichster Beitrag zu einem Wandel liegt aber nicht in politischen Stellungnahmen, sondern in dem Aufbau eines Ortes, der aufzeigt, wie Lösungen aussehen können, der Mut macht zu einem nachhaltigen Lebensstil. Denn im konstruktiven und achtsamen menschlichen Zusammenleben in Verbindung mit einem niedrigen ökologischen Fußabdruck liegt ein großer Schlüssel für das „Immunsystem der Erde“.
Trotzdem haben wir immer wieder auch über unser Projekt hinausgehende politische Stellungnahmen unterschrieben.
Die aktuelle Corona-Debatte hat bei uns heftige interne Diskussionen über den angemessenen Umgang intern mit Ansteckungsrisiken und über die angemessene gesellschaftliche Reaktion auf die Infektionskrankheit hervorgerufen. Wir sind uns nicht einig. Interessanterweise sind wir uns jedoch einig im politischen Ziel: Eine offene Gesellschaft, in der Vielfalt und verschiedene Meinungen Platz haben und wirtschaftliche Interessen im Zweifelsfall hinter sozialen und ökologischen Belangen zurückstehen.
Da endet auch schon die Einigkeit. Die einen vertrauen auf die guten Absichten der Regierung und schlussfolgern, dass durch das einseitige Informieren aus den sog. „alternativen Medien “ (v.a. Internet) und den Schulterschluss zwischen Corona-Skeptiker*innen, AfD und anderen rechten Organisationen eine echte Gefahr für einen Rechtsruck und damit einem neuen Faschismus gegeben ist.
Die anderen fürchten, dass die Machtstrukturen hinter den etablierten Medien grundsätzlich zu einer gewissen Desinformation verleiten und die Corona-Maßnahmen der Einstieg in eine Diktatur sein könnten, welche die Grundrechte unterhöhlt und Pharmalobby und Bill Gates noch mehr Macht gibt.
Und natürlich gibt es in Sieben Linden alle Nuancen zwischen diesen beiden Polen. Wir stärken unsere Gemeinschaft gerade, indem wir uns auf das gemeinsame konzentrieren und hier deutlicher Stellung beziehen, und haben dafür zwei wichtige politische Stellungnahmen beschlossen:
- Dem Beitritt zum „Bündnis gegen Rechts Altmark / Wendland“. Hiermit wollen wir klar Stellung beziehen gegen fremdenfeindliche und diskriminierende Tendenzen in unserer Region.
- Der Unterzeichnung des Aufrufes „Stoppt Ökozid“ an den Internationalen Strafgerichtshof. Die Vernichtung der Natur soll – wie die Verletzung der Menschenrechte oder Kriegsverbrechen – vor dem internationalen Strafgerichtshof verhandelt werden.
Wir wollen politisch wachsam bleiben, und bei aller Solidarität mit Risikogruppen und Sorge um die Überlastung des Gesundheitssystems darauf aufmerksam machen, dass es Krisen gibt, welche die Menschheit deutlich mehr bedrohen als das Corona-Virus. Es braucht entschlossenes Durchgreifen in der Klimapolitik, für eine Überwindung der ökonomischen Ungleichheit, die sich durch Corona weiter verschärfen wird, und viele Opfer fordern wird, sowie für den Erhalt der Biodiversität.
Diese Themen gehen in der aktuellen Krise unter – und die Auswirkungen werden uns noch deutlich länger beschäftigen als die Auswirkungen von CoViD19. Die interessante Frage wäre: Wie können wir aus dem Umgang mit der Corona-Krise für den Umgang mit den anderen globalen Krisen lernen, um das Immunsystem der Erde zu stärken? Leider sind wir hier von einer Erfolgsstory noch weit entfernt!