Heinz Feldmann mutierte bei einer einjährigen Weltreise vom Konzernmanager und neoliberalen Yuppie zum Öko- und Gemeinwohlunternehmer. Seither reduziert er seinen CO2-Fußabdruck, verzichtet auf Auto- und Flugreisen und ist mit dem Nachtzug nach Sieben Linden gereist. Er lebt mittlerweile im gemeinschaftlich organisierten Wohnprojekt Wien, das er selbst mitbegründet hat. Aus diesem Kontext bringt er spannende Einblicke in die Soziokratie mit – ein Organisationsansatz, der aus der Welt der Unternehmen immer mehr in die Gemeinschaftsszene diffundiert. Werden soziokratische Methoden erfolgreich angewendet, gehören nächtelange Diskussionsrunden und lauwarme Kompromisse der Vergangenheit an. Organisationen, die Entscheidungen im Kreis treffen, halten Hierarchien flach und kreieren Beschlüsse, die von allen Beteiligten motiviert in die Tat umgesetzt werden.
Praxishandbuch Leben in Gemeinschaft. Partizipativ planen, bauen und wohnen. Autor: Heinz Feldmann
https://www.leben-in-gemeinschaft.com/
Das gemeinschaftlich organisierte Wohnprojekt Wien
https://wohnprojekt.wien/
Mehrteilige Weiterbildung „Soziokratie in Gemeinschaft“ mit Heinz Feldmann und Steffen Emrich November 2023 bis Mai 2024
www.soziokratieingemeinschaft.com
Einführender Podcast mit Sonja Maier in der Reihe der GEN-Expert*innen-Interviews. „Soziokratie: Entscheidungen effektiv im Kreis treffen“ https://gen-deutschland.de/interviews_expertinnen/
Autorin: Simone Britsch
Mail: podcast@siebenlinden.org
Interviewpartner: Heinz Feldmann
Veröffentlicht unter der Creative Commons (CC BY 4.0),
Copyright Freundeskreis Ökodorf e.V., 15.7.2023
Der Podcast zum Lesen:
Simone: Hallo und herzlich willkommen, Folge 77, Ökodorf-Podcast aus Siebenlinden. Heute mit Heinz Feldmann. Heinz hat hier neulich ein Soziokratie-Seminar gegeben in Sieben Linden und ich habe dabei festgestellt, dass nicht nur die Soziokratie eine spannende Entscheidungsmethode ist, sondern dass auch der Heinz ein richtig spannender Typ ist. Der hat doch tatsächlich mal als Konzernmanager gearbeitet und richtig viel Kohle gemacht. Dann ist er ausgestiegen aus dieser Welt und eingestiegen in die Welt der Wohnprojekte und Gemeinschaften. Er hat in Wien wirklich ein tolles Vorzeigewohnprojekt mitbegründet, ein Buch geschrieben und ist eben Soziokratietrainer geworden. Hört rein, seid dabei, lernt Heinz kennen.
Simone: Hallo Heinz.
Heinz: Hallo Simone.
Simone: Du bist aus Österreich angereist mit dem Nachtzug nach Sieben Linden. Extra heute mit dem Nachtzug angereist und freue mich, dass ich hier sein darf. Ja, du siehst auch ganz gut ausgeschlafen aus und ich freue mich, dass ich dich erwischen konnte mit dem Thema Gemeinschaft, aber gar nicht so gradlinig von deiner Lebensgeschichte her, sondern du bist ja mal ganz anders gestartet in deinem Berufsleben. Erzähl doch mal, wo kommst du eigentlich her?
Heinz: Ich komme erst aus der neoliberalen Juppie-Ecke. Also ich habe so hemdsärmelig Karriere mit Lehre gemacht, so vom Verkäuferlehrling zum Konzernmanager und dann Unternehmer und hat es mir ganz gemütlich eingerichtet in dem Leben und hatte zu ersten mal so Anfang 30 die ersten Erschütterungen, wo ich gefühlt gehabt habe, ist das das wirklich was was passt. Da war ich gerade in Wien, ich bin ursprünglich nicht aus Wien, ich komme aus dem Westen von Bodensee, also Westen Österreichs und damals hatte ich gerade so meinen Karriere Zenit erreicht und war Geschäftsführer geworden. Von so einer Medizintechnik-Konzerntochter für Österreich und habe das Pouvoir bekommen, da die Konzerntochter zu gründen und großzügige, also für mich damals obszön hohes Gehalt ausverhandelt nach einem Jahr Verhandlung und dachte, super, jetzt hast du es geschafft und habe mir so mein Leben in dieser hedonistischen Blase super eingerichtet.
Und dann so ein, zwei Jahre später kam der Anruf aus Vorarlberg von der Mutter unseres gemeinsamen Kindes. Mein Sohn oder unser Sohn war damals zehn und der ist bei seiner Mutter aufgewachsen. Also wir waren nicht lange zusammen, nur ein Jahr. Und die hat mir gesagt, ja du, wir haben solche Probleme, ich kann nicht mehr, jetzt musst du ihn nehmen. Und da war ich dann so ein bisschen vor den Kopf gestoßen und auch natürlich völlig überfordert, weil ich überhaupt keine Infrastruktur dafür hatte. Aber ich habe mir gedacht, ich würde es mir jetzt nie verzeihen, wenn ich es nicht wenigstens probieren habe.
Mein zehnjähriger Sohn, der natürlich durch das Weggeschicktwerden von der Kernfamilie völlig traumatisiert war, nach Wien genommen und hatte die denkbar schlechtesten Voraussetzungen. Ich habe zwar so eine schöne Schickimicki-Star-Architekten-Eigentumswohnung gehabt mit 140 Quadratmetern und sonst was aber ich hatte keine Omas, keine Tanten, keine Infrastruktur, keinen Menschen gekannt. Das heißt, wenn irgendwer mal 10 Minuten auf mein Kind aufpassen muss, dann muss ich wen zahlen dafür. Und da hab ich mir zum ersten Mal gedacht, was für ein armseliges Leben hast du da für teures Geld eingerichtet. Das war aber noch 20 Jahre bevor ich dann wirklich, wirklich das Gemeinschaftsding für mich verwirklicht hatte. Das war so der erste Riss in der Fassade oder in diesem Leben.
Simone: Es klingt so, als ob du auch so viel gearbeitet hast, dass du gar kein wirkliches Privatleben aufgebaut hattest, sondern du hast gearbeitet und konsumiert und warst dann als frisch gebackener Papa mit 10-jährigem Sohn in so einem luftleeren Raum ohne Netzwerk.
Heinz: Genau. Und so als quasi Alleinerzieher natürlich am Tag zig mal überfordert oder jenseits der Belastungsgrenze. Genau. Und da habe ich mir zum ersten Mal gedacht, wäre es nicht cooler, wenn man das mit anderen Menschen gemeinsam sich teilen würde, auch so diese Kindererziehung und auch andere Dinge des Alltags. Und hatte aber damals noch nicht die Fantasie, dass ich nur in der falschen Blase unterwegs bin, weil es nämlich andere Leute natürlich damals schon gab, die sowas gemacht haben. Zu der Zeit wurde in Wien gerade die Sargfabrik gegründet, eines der Herzeigebräuche, die in der Gemeinschaftszene sind.
Simone: Sargfabrik.
Heinz: Sargfabrik, ja. Ein sehr bekanntes Wiener Gemeinschaftsprojekt, das damals gegründet wurde. Aber das habe ich alles nicht mitbekommen, weil ich eben noch in dieser anderen Blase unterwegs war. Und so hat es dann noch einmal 15 Jahre gedauert, also nicht ganz, bis ich dann als mein Sohn 18 war und dann freiwillig ins Militär ging, was für mich sehr schräg war, weil ich als Pazifist und Zivildiener mir nie gedacht hätte, dass mein Kind einmal freiwillig ins Militär geht und dass ich mir vielleicht sogar denke, naja, vielleicht trotzdem nicht.
Also das wäre schwer denkbar gewesen. Jedenfalls als der dann 18 war und ins Militär ging, habe ich mir gedacht, hey, jetzt kannst du da diesen uralten Wunsch darauf füllen einmal ein Jahr lang nichts zu arbeiten und auf Weltreise zu gehen, weil das hatte ich damals auch schon, aber das hat dich dann eben verschoben, als ich zum Alleinerzieherpapa wurde. Und auf dieser Weltreise ist mir dann gedämmert, dass ich da wirklich was Grundlegendes ändern muss in meinem Leben.
Simone: Eine Weltreise, ich meine, das ist ja schon ein ganz schöner Cut. Lass uns doch noch mal ein bisschen zurückzoomen in die Zeit. Also wie bist du gereist? Was hast du erlebt? Wo waren so Punkte, die dir vielleicht eine Gänsehaut oder ein Fragezeichen gemacht haben?
Heinz: Ja, also ich hatte, wie gesagt, schon zehn Jahre davor diese Idee mal von jemandem übernommen, nämlich so ein Jahr lang Sabbatical, den Begriff gab es damals noch nicht, also als ich das zum ersten Mal hörte, aber so ein Jahr lang Auszeit nehmen, auf Weltreise gehen und über sein Leben nachdenken und ein bisschen Revue passieren zu lassen und Bilanz zu ziehen, ob das das ist, worum es geht im Leben. Und ich hatte ja schon beim Abreisen ein bisschen den Verdacht, dass ich möglicherweise gar nicht mehr in mein normales Leben zurückgehe.
Also diesen Verdacht hatte ich, ich hatte den Mut noch nicht dazu. Aber um mir die Möglichkeit zu erleichtern, habe ich meine Wohnung damals gleich für drei Jahre vermietet und nicht nur für ein Jahr. Also habe ich mir schon selber ein bisschen die Rutsche gelegt, dass es möglicherweise dann nicht mehr zurückgeht in dieses alte Leben. Aber es war irgendwie noch nicht klar. Und während der Weltreise sind die Dinge, die ich latent schon befürchtet hatte oder wo ich den Verdacht aufgebaut habe, nämlich zum einen die Erkenntnis, dass dieses neoliberale Wirtschaftssystem mit diesem schneller, höher, besser und wer mit den teuersten Spielsachen stirbt hat gewonnen.
Also dass das eigentlich kein zukunftsträchtiges, nachhaltiges Konzept ist, um unseren Kindern um Kindeskindern irgendwie eine lebenswerte Welt zu übergeben. Und das Anhäufen von Gütern und Sachwerten, dass das nicht der Weisheit letzter Schluss ist. Das hat sich auf der Weltreise sehr bewahrheitet, weil wenn du eben nicht von einem Business-Class-Flieger von Business-Class-Hotel zu Business-Class-Hotel fliegst und es eh überall gleich aussieht, sondern wenn du wirklich so mit dem Rucksack dann mit den Einheimischen im Bus sitzt. Und dann durch diese unglaublichen Weiten von Lateinamerika fährst und siehst, was dieser Ressourcenfluch mit manchen Ländern macht. Ressourcenfluch, man meint, dass die sehr tolle Erdölvorkommen haben, zum Beispiel in Bolivien oder in Equador auch.
Und dass die Schere zwischen Arm und Reich noch viel weiter auseinander treibt. Das waren so die Erkenntnisse, wo ich gemerkt habe, da läuft was grundsätzlich schief. Da kann ich eigentlich nicht mehr mitmachen. Das war mir dann irgendwann klar, dass ich dieses Schneller-Höher-Besser nicht mehr weiter befeuern will. Und hatte aber dann beim Zurückkommen noch nicht den Mut, wirklich komplett auszusteigen. Ich habe dann noch einmal so eine Ehrenrunde gedreht, habe dann im Rahmen dieser Firma, die wir damals hatten, noch einmal eine Firma gegründet, eine Aktiengesellschaft für so E-Learning und Blended-Learning-Geschichten. Das war so eine Ehrenschleife, die ich noch brauchte, um dann wirklich den Absprung zu schaffen.
Simone: Also du hast dich aus dem Konzern gelöst und eine ganz andere Geschäftsidee aufgebaut.
Heinz: Ich bin schon Unternehmertyp. Von einem Konzern war ich schon gelöst. Ich hatte damals, wie ich auf Weltreise ging, schon eine Firma aufgebaut mit zwei Geschäftspartnern. Das war so eine Verkaufstrainingsfirma. Die gibt es heute noch. Ist, glaube ich, auch immer noch die größte in deutschsprachigem Europa. Und meine Idee war dann, das ist jetzt eben auch schon 17 Jahre her, war gerade dieses Thema E-Learning, Blended-Learning ganz heiß und ganz neu. Und meine Idee war, ich gründe eine eigene Firma, um dieses E-Learning, Blended Learning für diese Verkaufstrainings zu machen und habe dazu eine Aktiengesellschaft gegründet.
Ich hatte noch nie eine AG gegründet und habe gedacht, das brauche ich auch noch in meinem Leben. Das hat an sich funktioniert, aber es war mir dann irgendwann klar, ich hatte noch nicht ganz den Mut auszusteigen, habe so eine extra Beschäftigungsrunde noch gemacht für mich. Dann so zwei, drei Jahre später habe ich dann den Mut gefasst, wirklich auszusteigen.
Während dieser zwei, drei Jahre habe ich begonnen, einen anderen Vorsatz umzusetzen,den ich auch in dieser Weltreise gefasst hatte, nämlich dass ich selber persönlich versuchen will einen enkeltauglicheren, CO2-reduzierteren Lebensstil zu leben. Und nach kurzer Überlegung war mir klar, das kann ich entweder machen als Eremit irgendwo in einer Berghütte oder in einem Baumhaus oder ich suche mir eine Gemeinschaft und Gleichgesinnte, die das auch wollen. Letzteres war dann für mich die Option der Wahl. Das hat auch mit dieser Weltreise zu tun, weil ich davor so das Selbstbild hatte, das unserem Cowboy, der überhaupt nicht gemeinschaftsfähig ist.
Also ich hatte mich immer so als Alleintyp gesehen.
Simone: Du hast ja auch alleine gewohnt, so klang das mit deinem Sohn.
Heinz: Ich habe auch alleine gewohnt, mit meinem Sohn, ja.
Simone: Du hast so einen Single-Haushalt gehabt.
Heinz: Genau.
Simone: Und dann kamst du auf Gemeinschaftsgedanken.
Heinz: Dann kam ich auf Gemeinschaftsgedanken und zwar durch ein Experiment, wo ich meinen ganzen Mut zusammengenommen habe und relativ am Anfang meiner Weltreise eine Tour gebucht hatte mit 20 wildfremden Menschen in einem umgebauten alten Greyhound Bus durch Alaska zu reisen. Also auf engstem Raum mit wildfremden Menschen war für mich die absolute Horror, schon allein die Vorstellung. Und ich dachte, wenn, dann muss ich es jetzt probieren, ob das geht. Und siehe da, nach ein paar Anfangsschwierigkeiten habe ich gemerkt, was das für unglaubliche Vorteile hat, wenn man sich in Gemeinschaft auch arbeitsteilig unterstützt.
Der Bus hatte alles mit. Das war so wie ein umgebautes Pfadfinderlager für so Post-Hippie-Reisen. Und da war eine mobile Küche auf dem Dach, da war alles dabei und Zelte. Und ich kam einmal in der Woche mit zwei anderen dran zum Kochen. Dann musste ich einen Tag lang Frühstück, Mittagessen und Abendessen machen. Aber sechs Tage in der Woche konnte ich mich an einen gedeckten Tisch setzen. Und das war für mich so ein Aha-Erlebnis.
Simone: Das ist auch so ein Effizienzgedanke, oder? Wenn man so aus der grünen Wirtschaft kommt, dann…
Heinz: Genau. Und auch diese Erkenntnis, dass das angenehme Nebeneffekte hat, wenn es mir gelingt, mein Ego ein bisschen zurückzunehmen. Und das habe ich am ersten Morgen gleich gemerkt bei dieser Busreise, weil ich war so in meinem Trip. Ich gehe in der Früh, mache ich mein Yoga, dann gehe ich sporteln und dann gehe ich frühstücken. Und dann war das Frühstücksbuffet schon fertig. Dann habe ich mir den Teller vollgeräumt und habe mich hingesetzt. Und dann hat einer der beiden Busfahrer, die auch die Tourguides waren, zu mir gesagt, du Heinz, wir essen eigentlich erst, wenn alle fertig sind mit der Vorbereitung.
Das war super mega peinlich, weil ich bin einfach dahergekommen und habe mir den Teller vollgeräumt. Ich habe keinen Handgriff gemacht dafür, sondern mich nur bedient. Und da hat es mir gedämmert, okay, ich muss ein bisschen zurückschalten mit meinem Ego-Trip. Und das versuche ich seither mehr oder weniger erfolgreich mit vielen Rückfällen. Aber das war so meine Initiation in die Idee, dass ich vielleicht doch in Gemeinschaft funktionieren könnte. Nur weil ich dieses Erlebnis hatte, habe ich mich überhaupt getraut, nach dieser Weltreise mir das vorzunehmen, meinen CO2-reduzierteren Lebensstil in Gemeinschaft zu probieren.
Simone: Okay, was waren dann die ersten Schritte? Also du warst ja nicht mehr für deinen Sohn verantwortlich. Du warst mit einer kleinen Firma, hast du dich da rausgelöst, freigeschaufelt? Wie bist du in eine Gemeinschaft gegangen?
Heinz: Genau, ich habe dann noch eine relativ weite Suchbewegung gehabt. Also mir war zwar klar, ich will in Gemeinschaft leben, aber überhaupt noch nicht wie. Ich habe dann in Kassel bei der Pfingsttagung der deutschen Kommunen die Kommunarden da alle interviewt. Und dann habe ich in Berlin eine nette Gruppe junger Leute kennengelernt. So junge Anarchos, die haben sich um ein paar tausend Euro, haben sich so ein ehemaliges DDR-Feriendorf gekauft und wollten dort eine Gemeinschaft machen. Also ich habe mir alles Mögliche angeschaut.
Und durch diese Suchbewegung ist mir irgendwann klar geworden, na, ich will eigentlich nicht ins Ökodorf, aufs Land, wo ich dann, wenn ich in ein cooles Konzert oder ins Kino will, erst wieder 150 Kilometer irgendwie zurücklegen muss und habe mir das mühsam den CO2-Ressource abgespart und dann muss ich erst wieder zurück. Sondern ich will mitten in die Stadt in einer Gemeinschaft ziehen. Aber das hat eben eine Zeit lang gedauert, bis ich auf die Idee gekommen bin. Und die Stadt meiner Wahl war Wien. Ich habe ja schon in Wien gelebt. Und dann habe ich gesehen, damals ist es jetzt eben 17, 16, 15 Jahre her, also wie der Entschluss und fix war.
Damals gab es gerade nichts in Wien, wo ich hätte mitmachen können. Das war gerade so, diese Sargfabrik, die war damals schon bekannt und voll. Die haben so lange Warteliste gehabt, die haben gar nicht mehr auf E-Mails geantwortet, also vergiss es. Und dann habe ich gesagt, okay, dann muss man selber was machen. Und dann habe ich ein paar Leute mit der Idee angefixt und wir haben dann begonnen, so eine Gründerinnengruppe zusammenzustellen für das, was jetzt heute das Wohnprojekt Wien ist.
Simone: Ja, das Wohnprojekt Wien. Also ich habe mir die Website mal angeschaut, kann ich auch immer allen empfehlen. Die Website ist einfach Wohnprojekt.Wien. Ist eine sehr schöne Seite, wo man auch so atmosphärisch ein bisschen einen Eindruck kriegt. Ich habe gesehen, ihr seid doch recht zentral gelegen, gar nicht so weit weg von der Donau. Also es wirkt auf jeden Fall ganz toll dafür, dass es eine städtische Lage ist. Ihr habt ziemlich hohe Häuser. Habt ihr die selber gebaut oder habt ihr ein Gebäude bestanden oder benutzt?
Heinz: Wir haben bauen lassen, also wir haben nach unseren Plänen bauen lassen. Wir haben nicht selber Hand angelegt, aber wir haben selber organisiert und alles gemacht. Also wir haben trotzdem 24.000 Stunden Eigenleistung reingesteckt, aber ohne dass wir selber verputzt hätten. 24.000 Stunden Planung, Organisation, Finanzierung, Organisation, Soziokratieschulung, Gemeinschaftsbildung. Und da ich damals die Gruppe dafür begeistert habe, dass wir die Stunden auch aufschreiben und das auch als Komplementärwährung verbuchen.
Darum wissen wir ziemlich genau, wofür wir es ausgegeben haben, diese 24.000 Stunden. Und das war so von der ersten Idee bis zum Einzug insgesamt. Und ziemlich genau die Hälfte, nämlich 12.000 Stunden, haben wir für die Hardware ausgegeben und 12.000 für die Software. Soll heißen, 12.000 Stunden für Finanzierung, Architektur, Planung, Bau, tralala. Und 12.000 Stunden Software heißt für Gemeinschaftsbildung, Mitgliederaufnahme, Solidaritätsfondsdiskussion, Kindergruppe, also all diese Dinge, die die Gemeinschaft, die soziale Architektur sozusagen definieren und das war im Nachhinein gesehen sehr segensreich, dass wir eben beides mit sehr viel Engagement und Wichtigkeit gemacht haben.
Simone: Lass uns mal einen Moment verweilen bei diesem Bilanzieren. Also in deinen Augen blitzt es auch so ein bisschen, wenn du diese ganzen Zahlen lieferst. Und ja, wir hören, du bist aus der Unternehmerwelt halt gekommen. Und das ist ja nicht nur etwas Schlechtes. Ich weiß von dir auch, dass du dich zwischendurch engagiert hast, auch für Gemeinwohlökonomie. Würdest du sagen, dass wir ganz dringend auch auf der ökonomischen Ebene einen Switch brauchen, wenn wir wirklich nachhaltig umsatteln und transformieren wollen?
Heinz: Ja, also ich habe dann, das war auch eine der Aktivitäten nach dieser Konvertierung vom Juppi zum Öko sozusagen, dass ich dann bei Attac in Österreich mich engagiert habe, habe mich auch in den Vorstand wählen lassen und mein Ding war, dass ich so Brücken bauen will zwischen den Attac-Aktivistinnen und den Unternehmerinnen, nämlich denen, die nicht zu, das ist ja nicht jeder Unternehmer oder jede Unternehmerin per se, ein zynischer Geldficker, der nur den Planet ruinieren will, um persönlichen Profit zu machen, sondern es gibt ja sehr viele Menschen, die sehr wohl sich überlegen, wie machen wir das gut, so dass es auch enkeltauglich ist und so weiter.
Also das war so meine Idee, Brücken schlagen und da habe ich dann mit dem, damals mit dem Christian Fellber und ein paar anderen zusammen haben wir die Attac UnternehmerInnen Gruppe gegründet zuerst und daraus ist dann die Gemeinwohl Ökonomie Gruppe entstanden. Ich finde das ein sehr wichtiger Aspekt einfach zu überlegen, wie definieren wir unternehmerischen Erfolg. Und diese, glaube ich, diese Sackgasse, in die wir uns begeben haben, ist, dass wir unternehmerischen Erfolg nur nach Gewinnmaximierung definieren. Und das führt eben zu diesen Verwerfungen, die wir jetzt überall sehen. Das ist ja auch höher, schneller, weiter. Oder höher, schneller, besser. Besser schon als Maxime in den Raum gestellt.
Simone: Vivien Dittmar hat neulich in einem Interview gesagt, langsamer, tiefer, näher. Das ist für dich, glaube ich, ein Motto, was auch wirtschaftlich vielleicht einen Anklang finden könnte.
Heinz: Genau. schöne Definition. Langsamer, tiefer, näher. Also so aufs Menschliche fokussiert und den Erfolg vielleicht von Wirtschaft auch daran zu messen, wie es am Ende den Menschen geht und eben der Natur, den Ressourcen auch, die noch für kommende Generationen doch übrig bleiben müssen. Ja, schön. Christian Felber interessiert uns in Sieben Linden auch immer wieder. Dann lass uns noch mal den Switch machen. Du bist jetzt im Wohnprojekt Wien schon über ein Jahrzehnt. Wie lebst du da? Vermisst du manchmal irgendetwas aus deinem früheren alten Leben?
Simone: Nein, ich habe mir sogar das davor schon, also vor dem Einzug sogar das Auto besitzen abgewöhnt, was für mich echt schwierig war, weil ich war immer ein Benzinbruder und für mich war Auto nicht nur Fortbewegungsmittel, sondern Fetisch. Ich hatte wirklich geile Autos. Und wenn du mal mit so einem Kunstwerk mit Ledersitzen handgenäht und in der Temperatur deiner Wahl, in der Geschwindigkeit deiner Wahl, mit der Musik deiner Wahl durch die Stadt getragen wirst, das ist einfach geil. Wer sagt, das ist nicht cool, der hat es noch nie gehabt. Also für mich war das schon schwierig.
Und ich hätte es zum Beispiel nicht geschafft, von heute auf morgen auf das Auto zu verzichten. Das wäre für mich zu hart gewesen. So habe ich das in einem mehrstufigen Konzept gemacht, dass ich begonnen habe, mein Auto mit einem Nachbarn zu teilen. Das war der erste Schritt. Und das hat den gewünschten Nebeneffekt gehabt, dass ich immer weniger das Auto verwendet habe, weil ich mir dachte, naja, wenn ich jetzt da mit zum Park & Ride fahre, dann steht das den ganzen Tag in der Garage und der Michael, mein Sharing-Kollege, hat es dann nicht, wenn er es braucht.
Also so habe ich immer öfter das Autofahren durchs Fahrrad substituiert und gemerkt, wie cool das ist wie mit dem Fahrradfahren. Ich habe zwar ein verschwitztes Leiberl, aber wenn ich in meiner regendichten Wasser-, in meiner regendichten Fahrradtasche ein frisches Hemd mit habe, ist es auch wurscht. Dann kann ich mich umziehen in der Straßenbahn.
Also das war so ein wichtiger Zwischenschritt, um es mir zu ermöglichen, dann ein Jahr später tatsächlich das Auto loszulassen. Also und ich, und erstaunlich, aber ich kann mich immer noch freuen über eine schöne technische Lösung. Es gibt einfach wunderschöne technische Kunstwerke und der Jaguar-E ist eines dieser, dieser Ikonen in meinen Augen. Ich kann mich daran erfreuen, wenn ich sowas sehe, aber es reizt mich null, sowas zu besitzen. Also da habe ich das Glück, ich habe es gehabt und es ist gegessen.
Simone: Naja, letztendlich ist es ja auch immer die Freude des Einzelnen, der dieses Ding hat und die anderen Hunderte drumherum müssen die Abgase ertragen, die Geräusche ertragen, müssen in Kauf nehmen, dass da Ressourcen verballert werden für einen, oder? Und jetzt habt ihr ein Carsharing-System?
Heinz: Wir haben ein Carsharing-System. In Wien brauchst du ja ganz wenig Auto. Und darum haben wir für 40 Wohnungen nur acht Garagenplätze. Sieben sind eigentlich für unser privates Carsharing vorgesehen. Der achte war bisher als Gästeplatz. Jetzt haben wir eines von den alten Autos ersetzt durch ein Elektroauto. Weil wir am Anfang gesagt haben, es macht keinen Sinn neue Elektroautos zu kaufen. Das ist auch eine Ressourcenverschwendung. Wir fahren jetzt erst die alten Kisten, die die Leute mitbringen, bis die kaputt sind. Und dann kaufen wir erst das erste Elektroauto. Das war vor einem Jahr der Fall. Und ich brauche es mittlerweile einmal im Jahr oder so. Das Carsharing-Auto. Ganz, ganz selten.
Simone: Also, das Auto vermisst du nicht. Und sonst lebst du mit etwa 100 Menschen. Ihr seid 30 Kinder und etwa 70 Erwachsene zusammen. Da stellt sich dann ja immer die Frage, wahrscheinlich auch für jemanden, der früher oft Chef war. Du warst ja wahrscheinlich auch jemand, der Ansage gemacht hat, der eine schnelle Entscheidung hervorbringen konnte. Wie gehst du denn mit Entscheidungsprozessen um? Ist es bei euch so, dass ihr oft bis in die Nächte tagen müsst, dass ihr euch streitet, um dann einen faulen Kompromiss zu finden, mit dem doch alle nicht so zufrieden sind? Oder wie habt ihr euch aufgestellt in dieser Hinsicht und macht es dich zufrieden?
Heinz: Also ich war, ich war auch tatsächlich ein Patriarch, so vom Selbstverständnis. Aber ich war so vom Selbstverständnis der gute Patriarch, der sich um seine Mitarbeiter kümmert. Ich war persönlich beleidigt, als ich erfahren habe, dass eine meiner Mitarbeiterinnen an den Betriebsrat wenden will. Das hat mich persönlich gekränkt, weil ich dachte, ich mache so einen tollen Job für euch als Patriarch, also quasi um es euch recht zu machen, als macht ihr hinter meinem Rücken ein Gewerkschaftsverband. Also das war so meine Denke damals, heute kann ich darüber schmunzeln. Und auf die Frage zurückzukommen, im Wohnprojekt haben wir uns von Anfang an für die Soziokratie entschieden. Das war so ein bisschen ein Glücksgriff, auch ähnlich wie mit dem Dragon Dreaming. Das war auch so ein Glücksgriff, dass wir gerade am Anfang damit konfrontiert wurden und damit in Kontakt kamen. Und die Soziokratie… –
Simone: Ein Schritt für die Menschen, die es jetzt noch nicht kennen. Dragon Dreaming ist eine Planungsmethode, wie man gemeinschaftlich Nachhaltigkeits-Projekte so aufsetzt, dass am Ende wirklich alle zufrieden sind. Da haben wir auch eigene Podcasts und Formate dafür. Und das zweite Element bei euch, da fände ich jetzt schön, wenn wir ein bisschen mehr einsteigen, weil du es ja auch selber unterrichtest mittlerweile, die Soziokratie.
Heinz: Genau, danke. Also die Soziokratie ist so eine Orientierungsmethode und auch eine Entscheidungsfindungsmethode, kommt aus dem holländischen, also in der Form aus Holland, so in den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts vom Gérard Endenburg definiert. Er hatte auch Vorläufe, aber er war der erste, der so diese soziokratische Kreismethode definiert hat. Und es ist, wenn man es kurz versucht zusammenzufassen, eine Organisationsmethode, die nicht Basisdemokratie ist, wird oft verwechselt. Es ist sehr wohl hierarchisch, aber flach hierarchisch und ist in Arbeitskreisen organisiert mit der Idee, dass die Entscheidungen möglichst nahe dort fallen, wo die Menschen damit zu tun haben. Also, dass in den Arbeitskreisen, wo diese Arbeit gemacht wird, auch das Empowerment sozusagen da ist, dass die auch Entscheidungen fällen können. Ganz simpel gesagt, das ist das eine.
Das andere ist, dass es eine eigene Form der Entscheidungsfindung hat. Das ist keine Konsensentscheidung, wo alle sagen, super, das ist die beste Lösung, weil die gibt es oft nicht. Das sind eben die Diskussionen, die dann Nächte lang dauern, wenn man versucht, immer einen Konsens herzuleiten. Und es ist auch keine Mehrheitsentscheidung, wo quasi die unterlegene Minderheit sich dann als Verlierer:innen sehen. Das ist ganz schlecht für so ein Gemeinschaftsprojekt, wenn du Verlierergruppen hast bei Entscheidungen. Sondern der Konsent, so wie es in der Soziokratie heißt, mit hartem T, ist eine Methode, warum es darum geht, eine Entscheidung zu finden, mit der alle leben können. Wo es keinen schwerwiegenden begründbaren Einwand dagegen gibt. Und das ist eine andere Dynamik. Das muss man aber lernen.
Es gibt eine genaue Choreografie, wie man dahin kommt. Das ist auch zeitintensiv. Also es ist nicht so, dass das schnell, schnell geht. Aber die Erfahrung zeigt, dass die Zeit, die man am Anfang investiert, um diese Entscheidung gut aufzubereiten, dann wieder eingespart wird, weil die Umsetzung viel schneller geht. Weil dann ist es gegessen, wenn dann alle Konsent geben und keiner mehr was dagegen hat, dann geht das auch, dann flutscht es sozusagen. Und damit haben wir gute Erfahrungen, das ist auch nicht perfekt, wer alles im Leben hat, das hat auch seine Vor- und Nachteile.
Wir haben auch die Soziokratie, wie sie quasi original gelehrt wurde, ein bisschen angepasst, weil die Soziokratie kommt aus dem unternehmerischen Kontext. Da gibt es ein, zwei Dinge, die für so Gemeinschaftswohnprojekte ein bisschen schräg sind oder inkompatibel aus meiner Sicht. Und das haben wir im Wohnprojekt Wien schon adaptiert und ich habe diese Adaptationen und auch von anderen Wohnprojekten in meinem Buch auch beschrieben. Ich habe es, glaube ich, sehr ausführlich beschrieben. Ich nenne es „Soziokratie in Gemeinschaft – SIG“. Und das ist eben diese Variante der Soziokratie, die für Gemeinschaften sehr passend ist.
Simone: Ja genau, dein Buch, Heinz, das heißt ja nicht Soziokratie, sondern du hast es genannt „Praxishandbuch Leben in Gemeinschaft“. Das ist ein sehr umfassendes Werk, ist 2022 erschienen, jetzt vor einem knappen Jahr. Und da hast du deine Erfahrungen zusammengefasst, aber auch, glaube ich, du hast viele Methoden, die du zur Verfügung stellst, wenn Menschen gemeinschaftlichere Wohn- und Arbeitsentscheidungsstrukturen aufbauen wollen.
Heinz: Ja, also das Buch, ein Fünftel davon ist die Beschreibung der Soziokratie und die anderen vier Fünftel sind andere Themen. Unter anderem auch das Dragon Dreaming, recht gut beschrieben. Und ich hatte damals die Idee, dass ich so quasi das gesammelte Wissen von mir und von denen, die ich alle interviewt und beraten habe, weil ich aber nachdem das Wohnprojekt Wien fertig war, noch einen genossenschaftlichen Bauträger gegründet mit anderen Aktivist:innen aus der Szene, um Gemeinschaftswohnprojekte mit und für Menschen zu bauen, die so leben wollen.
Und die Summe dieser Erfahrungen habe ich versucht zusammenzuschreiben. Ich dachte damals, das schreibe ich in zwei, drei Monaten runter und habe mich völlig verschätzt. Hat fast zwei Jahre gebraucht. Wie so oft im Leben habe ich es unterschätzt, den Aufwand. Aber im Nachhinein ist man froh, weil wenn ich es gewusst hätte, hätte ich es wahrscheinlich gemacht. Also wenn ich gewusst hätte, wie viel Arbeit das ist.
Simone: Okay, das heißt, das Buch ist auch besonders spannend für Leute, die genossenschaftlich etwas aufsetzen wollen. Also diese Rechtsform der Genossenschaft. Ist das vergleichbar in Österreich und Deutschland?
Heinz: Ja, es ist vergleichbar. Also ich habe es extra für Österreich, Deutschland und die Schweiz geschrieben und habe auch Expert:innen aus den Ländern interviewt. Also es gibt aus Deutschland ein Interview, ein ausgiebiges mit dem Rolf Novy-Huy, das ist der Gründer der Trias Stiftung, der sehr viel zu Rechtsformen und Finanzierung weiß. Und mit dem Bank hat er wahrscheinlich in Deutschland die meisten Gemeinschaftsprojekte finanziert hat, von allen Banken, nämlich der Benedikt Altrogge von der GLS Bank, der hunderte von Gemeinschaftsprojekten finanziert hat, der erzählt, wie das mit der Finanzierung mit Banken so funktionieren kann in Deutschland. In der Schweiz habe ich einen Genossenschaftsexperten interviewt für die Schweiz und in Österreich auch noch Experten für den Vermögenspool.
Das ist so eine besondere Privatfinanzierungsmethode oder Nachrangdarlehensfinanzierungsmethode und auch natürlich die Miethäusersyndikat-Variante, die in Österreich Habitat heißt. Die ist auch ausgiebig beschrieben und auch mit einem Interview mit einer Expertin noch unterlegt. Und das Buch ist, wenn man es im Bücherregal sieht und raus nimmt, schaut es fad aus, weil das ist eigentlich fast nur Text und zwei, drei schwarz-weiß Grafiken, weil die ganzen Bilder und Downloads und Farbfotos sind alle im Internet ausgelagert. Weil sonst würde das Buch 700 Seiten und würd 100 Euro kosten.
Simone: Wie findet man es denn im Internet? Kannst du mal die Website durchgeben?
Heinz: Genau, gerne. Leben-in-gemeinschaft.com jeweils mit einem Bindestrich.
Simone: Ja, super. Also wer sich für das Buch interessiert oder auch für dich als Berater mal, wenn man eine Hilfe braucht, gerne nachschauen. Im Netz findet man das alles. Ich würde noch mal gerne auf diesen Aspekt Soziokratie zurückkommen, weil du ja auch eine richtige Ausbildung aufgesetzt hast, zusammen mit Steffen Emrich. Und vielleicht wäre mit der Soziokratie, wir können jetzt nicht tiefer einsteigen, das ist tatsächlich ein Riesenfeld. In Sieben Linden haben wir auch immer so unsere Experimente damit und unsere eigenen Abwandlungen dazu entwickelt.
Da habe ich mal einen Podcast aufgenommen mit der Sonja Meier. Der ist allerdings nicht in dieser Podcastreihe zu finden, sondern beim Global Eco Village Network. Ich werde den auch, wie alle anderen Hinweise aus dieser Folge, in die Shownotes packen. Also viel gehaltvolle Infos findet ihr tatsächlich, wenn ihr euch die Mühe macht, auch nochmal nachzuschauen und weiter zu recherchieren. Eure Ausbildung, Steffen Emrich und du, ihr als Leitungsteam, was habt ihr ausgeheckt?
Heinz: Ja, also der Steffen ist ja auch Mitgründer vom vom Deutschen Soziokratie-Center, ist auch bei Gen Europe sehr aktiv und ist ein Gemeinschaftskenner. Den habe ich kennengelernt hier in Sieben Linden letztes Jahr bei dem Seminar mit Eva Stützel. Wir haben dann die Idee gehabt, wir sollten eigentlich so einen einjährigen Lehrgang machen für Menschen, die das Vertiefen für Gemeinschaften lernen wollen. Also Zielgruppe sind Menschen, die in einem Gemeinschaftsprojekt sind oder gerade eines starten und so quasi die Know-how-Trägerinnen für die Soziokratie für das eigene Projekt werden wollen. Und das sind dann vier Präsenzwochenenden zu unterschiedlichen Themen, dazwischen, also über ein Jahr verteilt.
Dazwischen gibt es Online-Treffen und Peer-Group-Treffen über das Internet. Und das Besondere ist, dass die vier Präsenztreffen an unterschiedlichen Gemeinschaften in unterschiedlichen Orten Deutschland, Österreich, Schweiz stattfinden, sodass zusätzlich die Leute, die da mitmachen, auch gleich viele Praxiseindrücke aus anderen Gemeinschaften mitnehmen und auch ein großes Netzwerk danach haben, weil sie ganz andere Leute kennen aus unterschiedlichen Gemeinschaften. Und das wird heuer, also 2023, im November beginnen.
Simone: Gut, da könnt ihr nachgucken auf der Seite soziokratieingemeinschaft.com, ohne Bindestriche, also wer da noch an dieser Ausbildung anknüpfen möchte, um mehr Expertise zu bekommen für eigenen Vorhaben, vielleicht auch für Teambuilding, für neue Projekte, die gar nicht so eine enge Gemeinschaft sein müssen wie das Ökodorf Sieben Linden.
Also eigentlich eignet sich wirklich Soziokratie für alle, die etwas gemeinsam auf Augenhöhe auf die Beine stellen wollen. Das ist ein ganz wunderbares Werkzeug, auch mit einem tollen Menschenbild dahinter, finde ich. Also mir gefällt das auch auf dieser einfach ganz ganz menschlichen und wertemäßigen Ebene richtig, richtig gut. Ja, Mensch, Heinz, jetzt bist du hier in Sieben Linden, leitest ja auch noch ein Seminar.
Wir haben eine riesen Reise mit dir gemacht aus der Unternehmerwelt und dann einmal rund um den Globus bis nach Wien und ich danke dir, dass wir sprechen konnten. Ich finde es bemerkenswert, wie du das, was du gelernt hast in der Welt da draußen, die wir ein Stück verlassen müssen, wenn wir nachhaltiger werden wollen. Aber das Beste davon hast du irgendwie auch mitgebracht. Und gibst es wunderbar weiter in Form von genossenschaftlichen Aktivitäten, Beratung und Soziokratie. Und da möchte ich dir einfach einen lieben Dank aussprechen.
Heinz: Ja, danke. Danke für die Einladung und danke für die Möglichkeit.