Corona – sind wir nur Opfer böser Erreger?

Versuch einer medizinisch angehauchten Einordnung von Jürgen Maier-Wiegand, Arzt

In diesen Zeiten werden wir mit teilweise fragwürdigen Informationen über die Erreger, und wie man sie bekämpft konfrontiert. Neue Erreger müssen erforscht und kennengelernt werden, daher gibt es dann zunächst widersprüchliche und verunsichernde Aussagen. Oft übertriebene Hygiene- und Desinfektionsorgien, Angst, Verunsicherung, Polarisierung und letztendlich Egozentrik, Opfergeschichten und Gewalt sind die unangenehmen Konsequenzen. Um raus aus der Opferrolle zu kommen, finde ich es eminent wichtig zu wissen, was wir selbst tun können! Im ganz stofflichen und medizinischen Bereich gehört zu jeder Infektion nicht nur ein Erreger, sondern auch ein sogenannter Wirt! Ob und wie stark eine Infektion verläuft hängt ganz wesentlich vom Zustand unserer Körperabwehr, unseres Immunsystems ab. Dies ist ein kompliziertes System, das wir bis heute nicht vollkommen durchdrungen haben. Aber es gibt bestimmte Landmarken, die erprobt und vielfältig erfahren sind.

Wir haben mindestens 2 Immunsysteme: Das sogenannte spezifische Immunsystem kennt fast jede*r. Da kommt ein Erreger, wird vom Körper als schädlich erkannt, der Körper erkrankt (oder auch nicht) und fängt an Antikörper gegen den Erreger zu bilden. Bei bestimmten Krankheiten (z.B. die meisten Kinderkrankheiten wie Masern, Röteln…) führt dieser Vorgang bei fast allen Menschen zu lebenslanger Immunität. Bei CoViD19 wohl leider nicht zuverlässig. Die Idee, eine große Anzahl von Menschen einfach die Infektion durchmachen zu lassen, damit sie dann immun sind und das Virus sich totläuft (Herdenimmunität), funktioniert dieses Mal daher nicht unbedingt. Aber bevor dieser ganze Prozess abläuft, haben wir die Barriere des unspezifischen Immunsystems. Und die wird gerne vergessen. Nur so wird die hohe Zahl der Corona-positiv getesteten Menschen ohne Immunität, Symptome und Probleme erklärbar. Das unspezifische Immunsystem ist ein vor allem an allen Grenzflächen (Häute, Schleimhäute) aktives System von verschiedenen Zellen und Abwehrstoffen, die für den Körper schädliche Stoffe und Erreger erkennen und bis zu einer gewissen Menge/Konzentration eliminieren, manchmal leider auch einfach einlagern. Bei CoVid19 heißt das: ich habe Kontakt mit einer geringen Zahl von Viren (der PCR-Test wird positiv) und mein gesundes, unspezifisches Immunsystem eliminiert die wenigen Viren problemlos. Ich merke nichts, werde nicht krank aber auch nicht immun, weil das spezifische Immunsystem gar nicht angeworfen wurde. Erst wenn entweder mein unspezifisches Immunsystem zu schwach ist, oder die Virusmenge zu groß, geht der ganze Apparat des spezifischen Immunsystems los – was dann auch zu Infektiosität, Krankheit und Immunität führen kann. Wir haben also 2 Punkte an denen wir ansetzen können:

1. Die Virusmenge reduzieren Coronaviren werden über Aerosole und Tröpfchen übertragen. Mundverhüllung ist nun wirklich nicht angenehm, aber Fakt ist: die Viren fliegen weniger weit, wenn man eine Barriere vor dem Mund hat. Mit Mund- Nasen-Schutz kann man effektiv die Ansteckungsgefahr anderer senken, wenn man selber infektiös ist. Da man nie genau weiß, ob man selber infektiös ist, kann das ein wichtiger Beitrag zum Schutz Anderer sein. Die handelsüblichen und selbstgenähten Masken verhindern nicht, dass bei infektiösen Menschen Viren in die Umwelt kommen, aber sie reduzieren Menge und Reichweite der Virenausbreitung. Nicht vergessen dürfen wir auch die Schattenseiten des Masketragens. Manche Menschen bekommen Luftnot, Kopfschmerzen, Engegefühle usw. Die emotionale Kommunikation ist erschwert, wenn man die Hälfte vom Gesicht nicht mehr sieht, von den Müllbergen, die entstehen ganz zu schweigen… Dafür schauen wir uns wieder in die Augen und entwickeln vielleicht mehr Sensibilität in der Kommunikation? Eine weitere wirksame Maßnahme ist die Abstandsregelung: natürlich reduziert der Abstand die Virusmenge, die man abbekommt. Es geht hier um eine Senkung der Wahrscheinlichkeit, soviel Viren abzubekommen, dass der Körper mit Erkrankung reagieren muss. Was machen wir mit unserem Bedürfnis nach Körperkontakt? Vielleicht eine Chance für mehr Qualität statt Quantität? Auch hier ist es gut, sich auf die Suche nach guten Lösungen zu machen!

2. Das unspezifische und spezifische Immunsystem stärken Die Virusmenge, die zu Erkrankungen und Schäden führt ist für jeden Menschen unterschiedlich. Und je stärker dein Immunsystem ist, desto mehr Viren kannst du ohne schlimme Konsequenzen verarbeiten. Das (und sicher noch einiges mehr…) können wir tun:

• Die Giftbelastung für unseren Organismus senken, denn die stresst das Immunsystem: Rauchen aufhören, Umweltgifte wie Pestizide u.a., Zucker, Weissmehl, einseitige Ernährung, Elektrosmog, Luftverschmutzung… vermeiden.

• Das System trainieren: Sauna, Kneipp, Sport, Bewegung, Atemübungen…

• Genug schlafen, sich Ruhezeiten gönnen, damit das System sich erholen kann.

• Die Psychoneurobiologie kann inzwischen nachweisen, dass psychische Probleme das Immunsystem schwächen. Also beiseitegeschobene, verdrängte Probleme liebevoll anschauen, sich Hilfe holen, Bewusstseinsarbeit, erfüllte Beziehungen und Kontakte, erfülltes Alleinesein, positive innere Ausrichtung, guter Sex…

• Stoffliche (Sonne, Vitamin D, B12…) und nichtstoffliche Mängel ausgleichen.

• Entgiftung (Trinken, Bewegung, Essen, ggfls. Medikamente…)

Das Immunsystem ist ein lernendes System, d. h. es bringt nichts, sich von allen Erregern fern zu halten. Da wird man eher anfällig. Der Körper braucht Erreger, um sein Abwehrsysstem fit zu halten. „Die Dosis macht das Gift “ sagte schon der alte Paracelsus im Mittelalter. Insofern halte ich auch nichts von übertriebenen Desinfektions- und Sauberkeitsorgien. Ich finde, wesentliche Faktoren für ein starkes Immunsystem, nämlich Psyche, Ethik und Spiritualität werden von staatlicher Seite leider immer noch sehr vernachlässigt, was zu unnötiger Zuspitzung der gesamtgesellschaftlichen Lage führt. Es fehlt vor allem an Transparenz, warum, wann, welche Maßnahmen ergriffen werden. Daraus folgt Unverständnis und die Spaltung in blinden Gehorsam und Rebellion. Berechtigte Demokratiebedürfnisse werden mit Extremismusvorwürfen diskreditiert, die Extremist:innen mischen sich fröhlich unter legitimen Protest und freuen sich über jede weitere Destabilisierung der Demokratie.

Gerade alte Menschen werden nicht gefragt, ob sie „um jeden Preis“ geschützt werden wollen und müssen dann unter Einsamkeit leiden. Transparenz, Toleranz und friedliches Vorgehen halte ich auch für unsere eigene psychische Integrität für essentiell. Das kann nur mit guter Kommunikation und dem Bewusstsein, dass jede persönliche Wahrnehmung subjektiv ist, gelingen. Das soll kein Maulkorb sein, es braucht trotzdem gehaltene Räume für Ärger und Wut. Interessant finde ich auch zu erforschen, was für Möglichkeiten uns die neue Situation gibt für neue Kontaktformen, Selbsterkundungen, Verbindendes trotz räumlicher Trennung.

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