Ron (32): Freiwilligendienst statt Karriereleiter?
Ron ist jung, handwerklich ausgebildet und sogar Bauingenieur! Freiwilligendienst statt Karriereleiter? Statt seine bereits erfolgreiche gestartete Karriere weiter auszubauen, macht er seit April einen Freiwilligen-Dienst bei uns in Sieben Linden und pflegt das gemeinschaftliche Außengelände. Warum hat er den teuren Autos den Rücken gekehrt? Was hat ihn zum einfachen Leben in einem Ökodorf geführt? Wenn Du auf „weiterlesen“ klickst, kannst Du lesen, was ihn bewegt. Oder das Video mit ihm auf unserem Youtube-Kanal schauen: https://www.youtube.com/watch?v=jQGYQ0yY4AM
Oder beides 😉
Ron Wahl erzählt:
Ich mache seit dem 01.04.2023 einen einjährigen Bundesfreiwilligendienst (BFD) hier in Sieben Linden. Letztes Jahr wusste ich noch gar nicht was ein BFD ist, sondern habe mich mit der ganzen Materie erst auseinandergesetzt als ich von Sieben Linden gehört habe.
In meinem „vorherigen“ Leben als Handwerker und Bauingenieur habe ich eher versucht die Karriereleiter zu erklimmen, bis ich gemerkt habe: Das ist ja eigentlich nur ein Hamsterrad…
Irgendwann habe ich diese ganzen Oberflächlichkeiten im Sinne von teuren Autos, schicken Klamotten, teuer Essen gehen, anonymes Wohnen in einer super-tollen Wohnung hinter mir gelassen und habe versucht, ein besseres Leben zu leben.
Ein anderes Leben ist möglich
Über Umwege mit eigenem, selbstgebauten, autarkem Tiny-House, einem Permakulturgarten, eigenen Hühnern usw. bin ich aber schließlich darauf gekommen, dass das unterm Strich ja dann doch nur Sachen für mich selber waren, und ich mich gefragt habe: „Wäre es nicht NOCH schöner das mit mehr Menschen zu teilen?“
So toll mein Gartengrundstück mit Tiny-House auch war, war es für mich aber nicht am richtigen Ort. Ich hatte zwar eine 1500m² große Baulandfläche inmitten einer Kleinstadt im Nordosten Hessens in ein Paradies für Bienen, Schmetterlinge und Pflanzen verwandelt, aber fühlte mich umgeben von so viel „normal“ (im Sinne von gepflasterten Einfahrten, Schottergärten, Rasenmährobotern und engstirnig denkenden Menschen) wie ein Aussätziger… wenn auch alle um mich herum beeindruckt von dem Geschaffenen waren, fielen immer wieder Sätze a la „schön und gut für mich wäre das aber nichts… ich brauche meinen Komfort. Dafür gehe ich ja schließlich 40-50h schuften…“.
Mein Gedanke war es da schon länger, mir ein Leben zu schaffen, das nicht nur von außen gut aussieht, sondern sich im Inneren gut anfühlt! Und im Optimalfall gar nicht dazu gezwungen zu sein, 40-50h einer Tätigkeit nachzugehen, die mich am Ende des Tages gar nicht wirklich erfüllt und hinter der ich moralisch nicht zu 100% stehe… Sondern dass ich mich einfach von falschen, oberflächlichen, vermeintlichen Zwängen befreie und mir diese Reduzierung, in gewisser Art und Weise ein „Weniger“, dann doch ein „Mehr“ an Leben ermöglicht.
Irgendwie, irgendwo, irgendwann habe ich dann auf dieser Suche etwas von Sieben Linden gehört und gedacht:
„Wow…Ja, vielleicht ist das schon der richtige Ort!?“
Leben in Sieben Linden
Hier gibt es viele verschiedene Möglichkeiten: Man kann hier in Gemeinschaft leben, wobei es einem aber in gewisser Art und Weise selbst überlassen ist wie sehr man sich hierin einbringt. Dogmatische Zwänge sind hier Fehlanzeige.
Die Wohnsituation ist hier auch eine ganz besondere und nicht alltägliche: Man kann entweder in Bauwägen leben oder aber auch in ökologisch gebauten Holz-Lehm-Strohballen-Häusern und so den eigenen ökologischen Fußabdruck gering halten.
Schlussendlich einfach ein Leben leben, das man zu Hause im Alltag so vielleicht nicht hat und sich, der eigenen Seele und der Natur etwas Gutes tun.
Auch wenn ich erst seit knapp zwei Monaten hier bin, merke ich, dass es ein ganz besonderer Ort ist. Gerade jetzt im Frühling/Sommer… Ich bin hautnah an der Natur und das Leben fühlt sich einfach „echter“ an.
Für mich ist es auf jeden Fall der richtige und einzige Ort um ein BFD zu machen.