Zwischen Ankommen, Bleiben und Weiterziehen. Das Leben als Freiwillige.

Mein Leben als Freiwillige.                                       

Es ist Ende Mai und vor neun Monaten bin ich nach Sieben Linden gekommen um hier, im Rahmen eines Freiwilliges Ökologisches Jahr, für mich herauszufinden, ob ich mir ein Leben in Gemeinschaft vorstellen kann.  Es gibt vieles was das Leben hier prägt, als Freiwillige im Ökodorf. Ich habe viel gelernt und bin auf unerwartete Herausforderungen gestoßen. Ich weiß noch nicht wie ich das in mein zukünftiges Leben integrieren werde und merke dennoch, dass es mich nachhaltig beeinflussen wird…                

Als Freiwillige hier zu sein bedeutet oft auf der Suche zu sein, nach sich selbst und dem eigenen Weg. Oft sitzt man zwischen den Stühlen, zwischen Ankommen und Weggehen, zwischen hier sein und unterwegs sein. Man ist noch am Ankommen und doch schon dabei sich über die Zukunft Gedanken zu machen. Man fühlt sich zerrissen zwischen dem Leben hier und dem Leben draußen, alten Freunden und Familie. Und versucht die Balance zu finden.

Für mein Leben als Freiwillige habe ich habe von Beginn an die Priorität gesetzt, dass ich das (Gemeinschafts-)Leben hier voll und ganz in mich aufsaugen möchte. Und mir wurde bald klar: Um die neuen Erfahrungen zu verarbeiten, das Gelernte nachhaltig in mein Leben zu integrieren und herauszufinden wo mein Weg in und durch Gemeinschaften weitergeht – dafür brauche ich Zeit. Mehr Zeit und am besten Zeit hier in Sieben Linden.

Bevor ich hergekommen bin, hatte ich vor dem Leben im Bauwagen im Winter großen Respekt. Und ja, es ist durchaus anstrengend sich jeden Tag mit Holz hacken und Heizen zu beschäftigen. Besonders zum Ende des Winters habe ich sehnlichst auf den Frühling gewartet und darauf, dass es wieder wärmer wird. Dennoch möchte ich das Leben als Freiwillige im Bauwagen nicht missen, diese Verbindung zur Natur und meiner Umwelt ist sehr bereichernd. Außerdem härtet man ab, was Temperaturschwankungen anbelangt. 😉  

Wie geht es weiter?

Ursprünglich war der Plan zwölf Monate hier zu verbringen, aber Ende Januar wurde mir klar: Es ist für mich unvorstellbar, dass fast schon Halbzeit ist und meine Zeit in Sieben Linden Ende August vorbei sein soll. Ich brauche mindestens noch einen Winter… ! Deshalb habe ich alles in Bewegung gesetzt um mein FÖJ verlängern zu können. 

Es gibt einige Gründe, die für diese Entscheidung sprechen… Ich habe gemerkt, das Leben in Gemeinschaft, jeden Tag Menschen zu sehen – mit denen man sich mehr verbunden fühlt als mit den Klassenkameraden und Kollegen früher – gemeinsam zu essen, das tut mir unglaublich gut. Das Essen ist auch das worüber ich mich jeden Tag am meisten freue.         

So gut wie hier ging es mir vorher noch nie, es gibt vieles was ich an Sieben Linden sehr schätze. Und dennoch ist hier auch nicht alles perfekt für mich. Wahrscheinlich gibt es so einen Ort überhaupt nicht. Das Level meiner Lebensqualität hier ist konstant relativ hoch. Gleichzeitig gibt es natürlich immer wieder aufs und abs, wie überall anders auch. Aber die Schwankungen sind kleiner geworden für mich und die zeitlichen Abstände größer, die Phasen länger, die Wechsel langsamer. 

Was ich hier gelernt habe lässt sich schwer in Worte fassen… Ich habe hier eine Art zu Leben erfahren, die ich davor nicht kannte. Noch weiß ich nicht, wie ich das in mein zukünftiges Leben integrieren werde und merke dennoch, dass es mich nachhaltig beeinflussen wird. Ich habe hier die Freiheit kennengelernt, ich selbst zu sein, authentisch zu sein und mich zu zeigen, mit allem was gerade da ist.

Herausforderungen

Aber es gibt auch immer wieder Herausforderungen. Meine persönlich größte ist es, Kontakt zu halten mit Freunden und Familie. Ich bin hier kaum erreichbar, also telefonisch überhaupt nicht. Weil mein Handy hier (entsprechend der Sieben Lindener Regeln) im Flugmodus ist, muss man mit mir einen Termin vereinbaren, um zu telefonieren. Und bis ich Nachrichten und E-Mails beantworte kann es auch mal länger dauern … 

Dennoch möchte ich bleiben, meine Lebensqualität überwiegt gegenüber den Herausforderungen. Ich habe erstmal die Zusage, dass ich im Rahmen meines FÖJs bis Ende Februar 2024 hier bleiben kann. Und so genieße ich jetzt das Leben hier, trotz der Fragezeichen in meinem Kopf und den Herausforderungen, die sich mir hier stellen. 

Aber immerhin die Frage mit der ich hergekommen bin konnte ich schon für mich lösen: Ja, ich möchte weiterhin in Gemeinschaft leben! Dafür stellt sich jetzt die nächste Frage: Wo kann das sein? Hier oder anderswo? Und wie kann das aussehen?

Im Sommercamp vom 5.-13.8.23 könnt Ihr mich als Workshop-Leiterin erleben – ich bin ausgebildete Kürschnerin und biete den Workshop „Lieblingsstücke DIY: Slow Fashion & Upcycling von Kleidung“ an. https://siebenlinden.org/de/sommercamp/workshops/ Es gibt noch freie Plätze!

Madita Kleisny (FÖJlerin im Bildungsreferat)

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