Wir bauen ein Permakultur-Dorf – seit 26 Jahren!
„Ist Sieben Linden ein Permakultur-Dorf?“ Werden wir immer mal wieder gefragt. Denn: Es sieht hier nicht alles so aus, wie manche sich Permakultur vorstellen. Zum 20. Jubiläum des Ökodorfes im Jahr 2017 habe ich einen Text über Sieben Linden als Permakultur-Dorf geschrieben. Dieser Artikel, den man über diesen Link runterladen kann ist in großen Teilen zeitlos und stellt die Entwicklung des Projekte in den ersten 20 Jahren dar. Und weiterhin ist und bleibt Sieben Linden ein Permakulturprojekt. Permakultur-Gestaltung arbeitet mit der Tatsache, dass Leben Veränderung ist – und auch Sieben Linden verändert sich. Daher möchte ich heute dazu ein kleines Update geben.
An der grundlegenden Tatsache, dass wir uns in Sieben Linden bemühen, weitmöglichst entsprechend der Permakultur Ethik zu leben, haben wir nie gerüttelt. Wir streben danach, hier „Earth Care, People Care, Fair Share“ zu verwirklichen.
Natürlich sind wir nicht perfekt, und an manchen Stellen sagen die Besucher:innen: Das ist doch gar keine Permakultur!
Besucher*innen sind beispielsweise häufiger erschrocken, wenn sie den Einsatz von Kunststoff-Folien in unserer Biogärtnerei sehen. Die Kunststoff-Folien sind aber langlebig, werden über viele Jahre verwendet, und schützen unsere Kulturen ohne Giftspritzerei gegen Insekten, die sie auch gerne verzehren würden. Sie dienen dem Permakultur-Prinzip „Erwirtschafte einen Ertrag!“ und „Wende Selbstregulierung an und lerne aus den Ergebnissen!“ Dazu kommt in dieser Permakultur-Dorf Gärtnerei noch die große Vielfalt an ein- und mehrjährigen Kulturen sowie Blühstreifen auf kleinem Raum (Prinzip „Nutze und schätze Vielfalt“).
Ökonomie
Auf der ökonomischen Ebene haben wir uns weiterentwickelt: Zur Finanzierung unserer Lebensmittelversorgung haben wir seit kurzer Zeit auf ein Bieteverfahren umgestellt: Alle zahlen nach Selbsteinschätzung, wir haben in mehreren Runden geboten, bis die erforderliche Summe erreicht war. So hat das Prinzip „solidarischer Ökonomie“ Stärkung erfahren (Ethik „Fair Share“ und „People Care“ und das Prinzip „Wende Selbstregulation an und akzeptiere Feedback“).
Mobilität
Wir sind immer wieder mit der Herausforderung „Mobilität im ländlichen Raum“ konfrontiert und auf Autos als Fortbewegungsmittel angewiesen – und setzen uns kritisch mit E-Mobilität auseinander: unsere Fahrzeuge mit elektrischem Antrieb laden wir in erster Linie zu Zeiten, wo wir unseren selbstproduzierten Strom verwenden können (Prinzip „Fange Energie ein und halte sie im System.“). Eine Strom-Produktions-Ampel zeigt uns allen auf, wann wir im Dorf eigenen Überschuss-Strom haben, und wann wir aus dem Netz Strom zukaufen müssen. („Beobachte und Interagiere“)
Auf struktureller und sozialer Ebene haben wir in den letzten Jahren verstärkt das Prinzip „Entwirf vom Muster zum Detail“ angewendet: wir haben an einer Vision für das gesamte Dorf gearbeitet und eine Mission formuliert. Auch die Räte (die wesentlichsten Arbeitsgruppen) haben ihre Ziele und Zuständigkeitsbereiche formuliert. Diese wurden entsprechend des Prinzips „Wende Selbstregulation an und akzeptiere Feedback“ in unserer Vollversammlung vorgestellt und bestätigt.
Dies wiederum trägt zur Stärkung des Prinzips „Fange Energie ein und halte sie im System“ bei, da nun die Räte größere Klarheit haben, was in ihren Entscheidungsbereich fällt und was nicht.
Dies sind nur einige Beispiele, wie wir weiterhin entsprechend der Ethik und Prinzipien der Permakultur leben und gestalten. Auf der Webseite https://permakultur.siebenlinden.org sind weitere Informationen rund um Permakultur im Ökodorf Sieben Linden dargestellt. In unseren Permakultur-Kursangeboten wird Permakultur am lebendigen Beispiel des Ökodorf Sieben Lindens erläutert – komm gerne vorbei und schau es dir an!
Joel Campe, Permakultur-Designer*in
Ökodorf-Podcast-Folge mit Joel zur Permakultur
nächste Permakultur-Seminare:
24.-29.9.23 Permakultur und Selbstversorgung mit Joel Campe
24.-26.11.23 Permakultur – Was ist das? mit Sandra Passaro
Online-Kurs Permakultur mit Sandra Passaro